Wiki Wiki #netbeat 3/16

Wiki Wiki!

Das ist Hawaiisch und bedeutet „schnell schnell“. Für die schwäbische Hausfrau etwas verspätet, für uns just in time: Wir haben Neujahrsputz im #netbeat gemacht.

Ab jetzt erscheint der #netbeat immer freitags und immer mit einem Schwerpunktthema. Diese Woche haben sich einige Kooperateur_innen anlässlich des 15. Geburtstags unserer liebsten Online- Enzyklopädie Gedanken über das Leben vor, mit und in Wikipedia gemacht. Außerdem: Hinweis auf Dem Hölderlin sein Hashtag. Und, damit ihr immer auf der Höhe des Geschehens bleibt: auf unseren neuen Kalender #in_time.

Wie gehabt präsentiert euch der #netbeat_reloaded die besten Links der Woche. Kuratiert von den Kooperateur_innen für euch: Das Beste aus Netzpolitik, Kultur, Medien, digitaler Bildung, Politik und Zeitgeschichte.

 

WIKIPEDIA wird fünfzehn!

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Quelle: Wikipedia Lizenz: CC 3.0

Wikipedia feiert Quinceañera! Also um genau zu sein: Die englischsprachige Seite hatte am 15. Januar ihr Jubiläum, die deutsche Seite ist drei Monate später online gegangen: am 16. März 2001. Angesichts so eines Ereignisses,  hält man ja gerne ein wenig Rückschau. Auf Wikipedia kann man jetzt seine Highlights in der Beziehung zur Enzyklopädie mitteilen und ihr zu Ehren Geburtstagsfeiern planen.

Anlässlich des Jubiläums führte 3sat ein kurzes Interview mit dem Wikipedia-Erfinder Jimmy Wales. Darin ist zu erfahren, was 3sat so für Gastgeschenke mitbringt, ob Jimmy Wales Revolutionär oder doch eher Diplomat ist und wie sein nächstes Projekt aussieht (natürlich gibt es bereits einen Wikipediaeintrag).

 

Wenn Hobby-Historiker Wiki-Beef haben

von Bastian Tittor
Historische Ereignisse sind einmalig. Diejenigen, die dabei waren, wissen das wohl am besten. In der Gegenwart hingegen bieten sie Raum zur Diskussion. Unter den Diskutierenden finden sich dabei in den seltensten Fällen echte Zeitzeug_innen. Viel öfter handelt es sich um Autoren_innen, die sich aus reinem Interesse mit dem Thema Vergangenheit beschäftigen. Dabei wird das Geschehene in der Regel unterschiedlich beurteilt.
Auf Wikipedia lässt sich eine solche „Historie historischer Meinungsverschiedenheiten“ mithilfe der Funktion Versionsgeschichte sehr einfach verfolgen. Ein gutes Beispiel liefert der Artikel zur DDR – war das Land zu Beginn des Wikipedia-Zeitalters noch mit der Beschreibung „sozialistisches Land“ versehen, steht an dieser Stelle heute „kommunistische bzw. realsozialistische Diktatur“. Insgesamt wurde der Artikel von 1.256 verschiedenen Autoren 5.100 mal verändert.
Segu Geschichte nahm diese Gelegenheit zum Anlass, ein digitales Lernmodul auf Basis von Wikipedia-Einträgen zu entwickeln. Darin sind verschiedene Editionen des Einleitungssatzes zum DDR-Artikel gelistet. Den Lernenden soll verdeutlicht werden, wie die Geschichtsschreibung von subjektiven Einflüssen beeinflusst wird. Auch Meinung findet ihren Weg in historische Beiträge. Schlussendlich gilt ein altes demokratisches Prinzip auf Wikipedia: Es muss ein Konsens gefunden werden.

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Screenshot Segu.de

 

Verkürzen und Verknüpfen

von Miriam Menzel

Lang lebe die Wikipedia!? Der Nutzen der freien Online-Enzyklopädie für die Bildungswelt ist äußerst umstritten. Zu uneinheitlich ist die Qualität der Artikel, zu schnell ändern sich die Versionen, zu undurchschaubar sind die Interessen hinter den Einträgen und Autor_innen. Und trotzdem ist die Wikipedia noch eines der besten, erfolgreichsten Beispiele für eine „Kultur des Teilens“ im Bildungsbereich. Kaum ein Schülervortrag, kaum eine Stundenvorbereitung kommt ohne Blick in die Wikipedia aus. Welche Auswirkungen die Arbeit mit der Wikipedia konkret für die historisch-politische Bildungsarbeit hat, untersucht Geschichtsdidaktiker Jan Hodel in seiner Dissertation „Verkürzen und Verknüpfen“. Die wichtigsten Ergebnisse und Empfehlungen fasst er in diesem Beitrag zusammen.

 

Brockhaus_Lexikon

Lizenz: gemeinfrei

Von der Familienbibel zur Bagatelle

von Patrick Stegemann

„Ich schau das kurz nach“, sagten mein Eltern gerne und erhoben dabei triumphierend den Zeigefinger, der daraufhin blitzschnell die Reihe der 24 Brockhausbände entlangstrich, bei dem gesuchten Buchstaben stehen blieb und das entsprechende Buch herauszog. Kurzes Blättern, dann ein wissendes „Aha“ und der erklärende, elterliche Blick.

Seit eineinhalb Jahren gibt es keinen neuen Brockhaus mehr, einfach eingestellt. Vermutlich hat kaum jemand überhaupt mitbekommen, dass der Bertelsmannverlag, der die Enzyklopädie zuletzt herausgab, diese bildungsbürgerliche Institution 2014 einfach einstampfte.

Die größten Kränkungen für den Lexikonverlag waren da eh schon passiert: Die Onlineenzyklopädie Wikipedia, dieses kollaborative Werk tausender Amateure, hatte den Brockhaus so überflüssig gemacht, dass das Kartellamt 2009 nichts dagegen einzuwenden hatte, dass der Medienkonzern Bertelsmann den Lexikonverlag übernimmt. Die Begründung: Aufgrund der Verwerfungen durch Onlinemedien handle es sich um einen Bagatellmarkt. Bagatelle. Das saß. Von der Institution allen Wissens, vom Anker im Meer elterlicher Besserwisserei zur Bagatelle.

Wikipedia ist großartig und viel klüger als Brockhaus (Brockhaus kennt bspw. keine Antwort auf die essentielle Frage, warum in den Pizzakartons Löcher sind. Wikipedia als Prinzip zeigt aber, wie schnell das, was einst als sicher galt, nicht mehr zählt. Wikipedia hat mit einer im Grunde sehr einfachen Technologie tausende Menschen dazu gebracht, kostenlos an einer Sammlung des Weltwissens mitzuschreiben. Genial.

Das Prinzip dieser freiwilligen Arbeit nennt man übrigens Crowdsourcing. Und dieses Prinzip des kollaborativen Zusammenarbeitens ist gerade dabei, die gesamte Wirtschaft (nicht nur den Brockhaus!) durcheinander zu wirbeln. Denn natürlich kann nicht nur Wissen durch dieses Prinzip für einen guten Zweck zusammen getragen werden. Jede Form der Daten oder der kleinen Arbeitsschnipsel kann ähnlich organisiert werden. Nur passiert es dann eben nicht mehr für das Allgemeinwohl, sondern für die Gewinne weniger Unternehmen.

Crowdsourcing als Organisationsprinzip von Wirtschaft und Arbeit spielt auch eine zentrale Rolle im neuen Schwerpunkt auf netzdebatte.bpb.de zur Zukunft der Arbeit.
U.a. mit einem Interview mit Jan Marco Leimeister zu Crowdworking und einem Artikel zu Plattformökonomie.

 

#netbeat_reloaded: Was sonst diese Woche noch los war

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Quelle: flickr Lizenz: CC 4.0

So langsam haben alle das Pöbeln und Hetzen in den sozialen Netzwerken satt. Spiegel-Edel-Punk Sascha Lobo  setzt diese Woche einen Hilferuf aus dem „digitalen Stalingrad der Vollidiotie“ (sic) ab. Und auch Facebook stellt fest, dass Hass im Netz schädlich fürs Image ist. Mit dem Start der Initiative für Zivilcourage Online und 150 neuen Mitarbeitern in Deutschland reagiert das Unternehmen darauf. Wir sind gespannt, wie sich das konkret auswirken wird. TH

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Quelle: Wikpedia.de Lizenz: gemeinfrei

Freiheit? Klar, immer gerne. Unabhängigkeit? Aber hallo. Kontrolle? Irgendwie unangenehm. Aber why tf lassen wir die ganze Welt in unsere private Korrespondenz blicken? Das Briefgeheimnis, egal ob analog oder digital, ist doch etwas, auf welches wir zählen. Wir wollen doch gerne private Mails schreiben. Aber nur 15% der deutschen Internetnutzer verschlüsseln laut einer aktuellen Untersuchung des Digitalverbands Bitkom ihre E-Mails. Oder anders gesagt, 85% lassen andere mitlesen, und das obwohl wir von NSA etc. wissen, obwohl wir Homeland gucken, obwohl gefühlte 85% der Deutschen den Namen Snowden kennen. Aber wir sind einfach zu bequem, zu bequem, zu bequem.  OB

 

creative commons

Quelle: creativecommons.org Lizenz: CC 4.0

Creative Commons kriegt Luft zum Atmen: Die Hewlett Foundation unterstützt ab sofort die gemeinnützige Organisation mit einer mehrjährigen Basisförderung in der Gesamthöhe von 10 Millionen Euro. Interessant ist, was mit dem Geld passieren soll. Der Fokus liegt vor allem auf  drei Bereichen: Ein Entwicklerteam soll aufgebaut werden, das die Suche nach Creative-Commons-lizenzierten Inhalten erleichtern soll. Weitere Teams werden spezifische Nutzergruppen unterstützen, etwa im Bereich Open Access und Open Educational Ressources. Außerdem will die CC Urheberrechtsreformen anschieben. TH

 

#in_time

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John „Niemand ist eine Insel“ Donne und Francis „Wissen ist Macht“ Bacon haben heute Geburtstag! Habt ihr nicht mitbekommen? Dann auf unserer Facebookseite oder bei uns auf Twitter (@koopberlin) vorbeigucken. Denn: #in_time ist online! Bitte wer? #in_time ist unser Kalender, der seit letztem Montag täglich auf unseren sozialen Kanälen erscheint. Dort haben wir aktuelle Veranstaltungen für euch ausgewählt. Alles rund um die Themen, die uns bewegen: Netzpolitik, Kultur, Medien, digitale Bildung, Politik und Zeitgeschichte. Und wagen täglichen einen Blick in die Vergangenheit. Was ist an diesem Tag schon einmal passiert? Was wurde erfunden, wer wurde geboren und welches Jubiläum steht an?

 

Veranstaltungshinweis: Digitaler Salon – Dem Hölderlin sein Hashtag

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Der DigSal-Auftakt 2016 widmet sich ganz dem literarischen Erbe der großen Schriftsteller_innen und dem Schreiben im Internet als kulturellem Raum heute. Online-Schreibpraxis in Form von Blogs sind dynamischer Teil unserer Gegenwart und bieten genreübergreifende multimediale Ansätze. Wir wollen wissen: Sind Algorithmen die neuen Autor_innen einer berechneten Literatur? Und wie verhält es sich mit der literarischen Landschaft in Zeiten von Amazon und co? Wie können wir Schreiben neu erzählen und Erzählen neu vertexten und was ist eigentlich Weltliteratur?

DEM HÖLDERLIN SEIN HASHTAG
27.01.2016, 19.00 Uhr

Ocelo, Brunnenstraße 181, Berlin

Katja Weber von DRadio Wissen diskutiert am 27. Januar u.a. mit:

– Stephan Porombka, Universität der Künste
– Dirk von Gehlen, Autor und Journalist, Süddeutsche Zeitung
– Nikola Richter, Verlagsleiterin mikrotext , Autorin

 

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