#netbeat 8/16: Und, was machst du so? – Zur Zukunft der Arbeit

Und, was machst du so? – Zur Zukunft der Arbeit

Und, was machst du so? ist wohl einer der am häufigsten gestellten Fragen auf WG-Partys. Damit ist meist nicht gemeint, welche Hobbys man hat, sondern eher die Frage nach dem Beruf, dem Job, dem gegenwärtigen Broterwerb gemeint. Patrick Spät hat mit uns über Arbeit, den Geiselnehmer, den wir lieben, gesprochen.Wie die Zukunft der Arbeit aussehen kann – das wurde auf der Veranstaltung Feierabend 4.0 diskutiert. Wir schauen auf unsere Veranstaltung zurück und empfehlen trotz anders lautender Nennung eine Tischtennisplatte im Büro. Ein Stellengesuch der anderen Art haben wir im Netz gefunden. Flüchtlingen ist ja per Gesetz ein dreimonatiges Arbeitsverbot auferlegt. Weil Boreout mindestens so schlimm ist wie Burnout, bieten zwei Syrer nun alles an, was sie haben: Zeit, Hilfe, gute Gesellschaft. Gute Lektüre kann ja auch die Langeweile vertreiben. Wir weisen also gerne auf den Artikel zur Job-Revolution hin. Und wer noch nicht genug hat: Den Anfang vom Ende der Zukunft der Arbeit könnt ihr in einem schönen Animationsfilm sehen. Im #netbeat_reloaded findet ihr wie immer die besten Links der Woche. Kuratiert von den Kooperateur_innen für euch: Das Beste aus Netzpolitik, Kultur, Medien, digitaler Bildung, Politik und Zeitgeschichte. Wir haben einen Blick auf Mark Zuckerbergs Inszenierung der VR-Brille und seine Zukunftsvisionen für Facebook  geworfen, haben die sehr persönliche Rede der  „Journalistin des Jahres“ Anja Reschke gelesen und sind auf das spannende Modellprojekt Hilldegarden gestoßen: Wie aus einem Bunker in Hamburg ein öffentlicher Stadtgarten werden soll.

 

INHALT

und sonst so

„Und, was machst du so?“

von Bastian Tittor

Arbeiten gehen eigentlich so ziemlich alle. Bleibt ja auch nichts anderes übrig. Patrick Spät meint, dass im Vordergrund dabei meistens ein Ziel stehe: Die eigenen Aufgaben zu erledigen und sie dadurch, er nennt das Kind beim Namen, hinter sich zu bringen. Die Zieldimension Vergnügen fällt leider in den meisten Fällen relativ knapp aus. Genau das kritisiert der Autor des Werks „Und, was machst du so? Fröhliche Streitschrift gegen den Arbeitsfetisch“ am in unserer Gesellschaft vorherrschenden Alltagstrott. Scheinbar sind wir daran auch ein bisschen selbst schuld. Ohne großartiges Aufbegehren nehmen wir den typischen Verlauf unserer Erwerbsbiographien hin. Warum es Leute gibt, die in einer Woche oder auch nur an einem Tag mehr verdienen als andere pro Monat, wird für Spät von viel zu Wenigen hinterfragt. Was kann dagegen getan werden? Aussteigen, klar! Dass jedoch eine solche Verweigerungshaltung ein Privileg der besser Betuchten bleibt, lässt sich nur schwerlich bestreiten. Patrick Spät über ein alltägliches Geiseldrama, Systemfehler, Alternativmodelle und über das insgeheime Streben nach mehr Faulheit.

Stellengesuch: Ankommen

von Tim Holland

Screenshot Facebook

Eine besondere Form des Stellengesuchs: Das Asylgesetz sieht für Flüchtlinge ein dreimonatiges Arbeitsverbot vor. Dieser Gesetzesblüte ist es zu verdanken, dass junge Flüchtlinge unkonventionelle Wege gehen müssen, um die Zeit rumzubringen und im neuen Land anzukommen. Denn Boreout ist mindestens genau so schlimm wie Burnout. Also bieten Samir und Nafee alles an, was sie haben und können: Von Mathenachhilfe, über Malerarbeiten bis hin zu guter Gesellschaft.

Der Anfang vom Ende der Zukunft der Arbeit – ein Animationsfilm

Merlin Münch

Der Guardian hat Geld und mit Geld lassen sich manchmal schöne Dinge machen. Wie dieser Animationsfilm zur Zukunft der Arbeit z. B. Wobei: Eigentlich geht es hier eher um das Ende der Zukunft der Arbeit. Oder den Anfang vom Ende der Zukunft der Arbeit. Oder so ähnlich. Schaut selbst!

„Du sollst keine Maschinen anzünden. Oder sprengen. Lieber nutzen!“

Tim Holland

Quelle: https://goo.gl/QGLA5g  Lizenz: CC BY 2.0

Quelle: https://goo.gl/QGLA5g
Lizenz: CC BY 2.0

Das Wired Magazin Deutschland stellt die Arbeitswelt von morgen (ok, eigentlich von heute) vor und dabei ein paar interessante Regeln auf, z.B. „Regel # 3 — Was du arbeitest, kann keine Maschine? Sei dir nicht zu sicher.“ Die Grenze zwischen den Jobs, die als automatisierbar gelten, und anderen, scheinbar nicht automatisierbaren, verschiebt sich ständig. Jobs, bei denen routiniert körperliche oder geistige Leistung gefragt ist, werden nach und nach mit smarten Geräten automatisiert. Aber, warum ist das denn schlecht? Arago-Chef Chris Boos meint: „Es ist doch viel besser, wenn Maschinen wie Maschinen arbeiten und die Menschen freier werden, um etwas viel Sinnvolleres zu machen.“ Hier lesen.

Digitaler Salon: Feierabend 4.0 – ein Veranstaltungsrückblick

von Brian Wolff

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Zukunft der Arbeit: Werden wir in Zukunft dank Automatisierung, Algorithmen und Klimawandel schon tagsüber am Strand liegen und genau das machen, worauf wir Bock haben? Oder werden wir in Folge von Digitalisierung und ständiger Erreichbarkeit nie aufhören zu arbeiten und das Wort „Feierabend“ als einen nostalgischen Anachronismus einer längst vergangenen Zeit sehen?

Ein straffes Programm, das sich der Digitale Salon diesmal gegeben hat. Nicht weniger als die Zukunft der Arbeit sollte erörtert werden. Es diskutierten: Catharina Bruns (Autorin und Gründerin  workisnotajob.), Carlos Frischmuth, (Director Contracting bei Hays) und Max Neufeind  (Policy Fellow und Arbeitspsychologe bei „Das Progressive Zentrum“).

Schnell einigten sich die Redner darauf, dass es nie zuvor in der Geschichte so viele verschiedene Möglichkeiten der Arbeit gab. Umso uneiniger war man sich allerdings in den Schlussfolgerungen, welche dieser Erkenntnis innewohnen.
Die Unendlichkeit an Möglichkeiten wurde als befreiend begrüßt und als emanzipatorischer Akt auf dem Weg zur Selbstverwirklichung gewertet. Jedoch gab es auch auch Gegenstimmen, die die große Freiheit als Unsicherheit und Zumutung einschätzten. Nicht jeder möchte oder kann ein Designlabor in Kreuzberg eröffnen und zur Arbeit kommen, wann er möchte. Viele befürworten geregelte Arbeitszeiten   und vor allem geregelte Freizeit. Im Verlauf drehte sich die Diskussion darum, wie Arbeit in Zukunft organisiert werden müsse. So differenzierte Catharina Bruns, sei eine Tischtennisplatte im Büro zwar ein „new office“, jedoch noch keine Form von „new work“  häufig werde bekannte Arbeitsorganisation schlicht in einem neuen Gewand verkauft. Stattdessen herrsche bei neuen (Teil-) Arbeitskonzepten vor allem gesellschaftliches Unverständnis und versicherungstechnische Bürokratie. Der Feierabend geriete bei so viel Arbeit schnell aus dem Blickfeld.

Die Diskussion wird am 20. März 2016 auf Deutschlandradio Wissen ausgestrahlt.

#netbeat_reloaded: Was sonst diese Woche noch los war

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Screenshot Facebook

Mark Zuckerberg schreitet durch die Stuhlreihen. Die Sitzenden tragen Brillen und sind in virtuelle Welten versunken. Das Foto, das der Facebookgründer vom Mobile World Congress in Barcelona postete, ging um die Welt. „The future looks fucked up“ wurde das Bild kommentiert. Der Inhaber des mächtigsten Sozialen Netwerks geht voran, sieht die Realität mit eigenen Augen, die Masse an Journalisten sitzt behäbig am Rand, sie sehen nur das, was ihnen gezeigt wird.  Das ist die Lesart, der viele Facebookkritiker folgen. Sie sehen in dem Schnappschuss ein Symbolbild unserer Zeit.

Und was der Konzern in den nächsten Jahren vor hat, kann ebenso euphorisierend sein wie Angst einjagend. Heute sind 1,6 Milliarden Menschen bereits Teil des sozialen Netzwerks. Bis 2030 sollen es 5 Milliarden Facebooknutzer werden. Die Erdbevölkerung wächst in dieser Zeit um circa eine Milliarde auf knapp über 8 Milliarden Menschen. Facebook würde also mehr als die Hälfte der Menschheit miteinander vernetzen.

Dieses hehre Ziel zu erreichen ist nur dann möglich, wenn ganz neue Nutzergruppen erschlossen werden. Also sollen Satelliten in die Umlaufbahn geschossen werden. Damit wäre Internet unabhängig vom Breitengrad auf dem ganzen afrikanischen Kontinent zu empfangen. Zur weiteren Strategie gehören Kooperationen mit Regierungen. So wurde Indien, dem Land mit der zweitgrößten Bevölkerung der Erde, ein Gratis-Internetzugang angeboten. Das Angebot heißt „Free Basics“ und bietet nur zu von Facebook ausgewählten Online-Diensten Zugang. Google, Youtube und andere große Dienste wurden einfach herauskuratiert. Vorerst entschied sich Indien für Netzneutralität und lehnte ab. TH

Mund aufmachen, Haltung zeigen! Auf tragische Weise ist der Kommentar von Anja Reschke  aus dem letzten August noch immer und immer wieder neu aktuell – #Bautzen. Vergangene Woche wurde die Nachrichtensprecherin des NDR, die „Haltung gezeigt“ hat (so die Jury), als „Journalistin des Jahres 2015“ ausgezeichnet. In einer bemerkenswerten Dankesrede äußerte sie sich jetzt sehr persönlich zu dem „Gefühlscocktail“, den Medienmacher derzeit aushalten müssen. Wie geht es Journalist_innen, wenn 40% der Bevölkerung nicht mehr an ihre Artikel glauben? Übermedien hat eine Fassung der lesenswerte Rede online gestellt. TH

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Screenshot Hilldegarden

Dachgarten auf einem Bunker? – Schon von Hilldegarden gehört? In Hamburg hat sich eine Gruppe von Architekten, Städteplanern und anderen Freiwilligen zusammengeschlossen, um den Flakturm auf St. Pauli (einigen vielleicht besser bekannt als Spielstätte von Übel&Gefährlich) zu erhalten und „gemeinwohlorientiert“ zu beleben. Ein riesiger Dachgarten mit Bach soll den ehemaligen NS-Bunker krönen und für Naherholung in der Stadt sorgen. Gleichzeitig soll eine Mahn- und Gedenkstätte errichtet werden. Wie das alles im Detail aussehen soll, da ist man sich noch nicht ganz einig. Ein Ideenarchiv offeriert die Möglichkeiten – eigene Stimmgabe und Ideeneinreichung möglich. Fünf neue Etagen sind vorgesehen auf dem ohnehin fast 40m hohen Gebäude. Unter dem Grün sind unter anderem mietfreie Seminarräume, Ateliers und Räumlichkeiten für Kulturveranstaltungen geplant. Fertiggestellt werden sollen die Baumaßnahmen 2017. Hilldegarden bemüht sich um Transparenz und legt die Pläne und die am Entscheidungsprozess Beteiligten offen. Dennoch gibt es Misstrauen, ob aus dem Modellprojekt für eine neue öffentlichen Stadtnatur nicht doch nur eine neue Event-Hochburg wird. Im April soll eine Entscheidung zum Bauvorhaben fallen. TH

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