Müssen wir alle zu Cyborgs werden? Bild: CC BY 2.0 by JD Hancock via Flickr

Noch fünfzig Jahre, dann übernimmt die künstliche Intelligenz unseren sonnigen Platz an der Spitze der Nahrungskette. Tschüss, Menschheit. Hello, Robot! Um das zu verhindern, sollten wir schleunigst alle Cyborgs werden, findet Elon Musk. Das ist Quatsch, finde ich. Von Merlin Münch

Eigentlich ist unsere Zeit schon abgelaufen. Zwanzig, vielleicht fünfzig Jahre bleiben uns noch, dann müssen wir die Fackel weiterreichen. Liest man die Drehbücher der Futuristen für das kommende halbe Jahrhundert, fällt eins besonders auf: Homo Sapiens wird sich selbst zum Statisten degradieren.

Denn: Die Technik mit der wir uns umgeben, wird täglich schlauer, lernfähiger und selbstständiger. Vor allem letzteres könnte uns recht bald zum Verhängnis werden. In einem System, in dem künstliche Intelligenz (KI) sich wunderbar selbst verbessern kann, wird der Mensch zum unberechenbaren Risikofaktor. Bestenfalls werden wir irrelevant, schlimmstenfalls gnadenlos aus dem Weg geräumt. Singularity nennt man das in der Zukunftsforschung und während die einen es kaum erwarten können, sehen die anderen darin das sichere Ende der Menschheit.

Mahner aus den eigenen Reihen

Einer der prominentesten Kritiker der Verselbstständigung von KI ist Elon Musk. Ein Mann, dessen Unternehmen erfolgreich Raketen ins All schicken und fleißig am Siegeszug des selbstfahrenden Autos arbeiten.

Falcon 9 first stage landing at LZ-1

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Musk verkörpert wie kaum ein anderer den schier unersättlichen Fortschrittsdrang des Silicon Valley. Paradox, dass gerade er sich hier als Mahner inszeniert? Nicht wirklich, wenn man sich seinen Lösungsvorschlag ansieht.

If you can’t beat them, join them

Um in Zukunft keine völlig nutzlose Existenz zu fristen, habe der Mensch eigentlich nur eine Möglichkeit, erklärte Musk vor ein paar Tagen beim World Government Summit in Dubai: Selbst zur Maschine zu werden. Zumindest ein bisschen. Es werde immer weniger Jobs geben, die ein Roboter nicht besser machen kann als ein Mensch, sagte Musk. Um also irgendwie Schritt halten zu können, müssten Menschen eine „Verschmelzung von biologischer und maschineller Intelligenz“ anstreben. Wie? Musk arbeitet schon an einer Lösung. Mit einem „neural lace“, einem engmaschigen Netz, das sich quasi als dünne Membran über das Gehirn legt, sollen wir gezielt unsere Neuronen stimulieren und uns mit „dem Internet“ verbinden können. Nimm das, Roboter! Klingt verrückt? Erste Versuche gibt es schon.

Gegen den Strom

Egal ob man wie Musk daran glaubt, dass die Singularität ein reale Gefahr darstellt oder nicht. Das Denkschema hinter solchen Zukunftsängsten scheint ewig gleich: Die Technik macht, was sie will und wir laufen schwitzend hinterher, bemüht, irgendwie das Beste aus unserer Situation zu machen. Das ist in zweierlei Hinsicht falsch. Erstens sprechen wir uns so die eigene Handlungsfähigkeit ab. Wir lassen uns von einem verfehlten Determinismus leiten, ohne zu hinterfragen welche gesellschaftlichen Kräfte technischen Fortschritt formen – und formen können. Zweitens handeln wir unmoralisch, wenn wir uns effektiv der eigenen Verantwortung entziehen. Denn: Wenn die Technik handelt und nicht wir, dann kann die Verantwortung für die Konsequenzen dieses Handelns auch nicht bei uns liegen. Richtig? Falsch.

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Ich bin kein Technikskeptiker und kein Maschinenstürmer. Genauso wenig finde ich den Gedanken, dass wir irgendwann mehr als „nur“ Mensch sind nicht automatisch abstoßend. Nur sollten wir aus Überzeugung handeln und gesellschaftlichen vor technischen Fortschritt stellen.

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