Das Musikdebüt der erfolgreichsten deutschen YouTuberin tut das, was sonst eher die Kardashians für sich in Anspruch nehmen: breaking the Internet. Dazu haben wir auch was zu sagen. Von Alexandra Dukatz

Das deutsche Digitaluniversum hat sich die vergangene Woche ganz um die re:publica gedreht: Von Montag bis Mittwoch strömten zahlreiche Besucher in die STATION Berlin, um sich die Beiträge der diesjährigen Rednern anzuhören. Um zu netzwerken und den digitalen Horizont zu erweitern. Abgebildet wurde das Event auch im Social Web: Diverse pittoreske Motive vom Messegelände auf Instagram, abertausende #rp17- und #LoveOutLoud-Tweets.

In der Sichtung des Twitter-Feeds blieb ich an einem Tweet hängen: Er wies – in ironischer Manier – auf den angeblichen Auftritt Bianca Heinickes, besser bekannt als BibisBeautyPalace, auf Stage 5 hin.

„How it is (wap bap…)“

Eine Anspielung auf das Musik-Debüt der mit 4,4 Millionen Abonnenten erfolgreichsten YouTuberin Deutschlands. Unter dem kreativen Pseudonym Bibi H launchte sie vergangene Woche auf ihrem Kanal ihren Song „How it is (wap bap…)“ inklusive Musikvideo. Ein einfach produzierter Pop-Song mit eingängiger Melodie und simplem Mitsing-Chorus. Die sonst so quäkige Stimme der 24-jährigen – glattgebügelt mit Autotune. Im Video dominieren nackte Haut, fragwürdige Animationen und Barbies-Traumschloss-Vibes. Nicht gerade anspruchsvoll oder tiefgründig. Aber soweit nichts Neues.

Im Auge des Shitstorms

Das Echo aus dem Netz jedoch ist vernichtend: Mit über 1,9 Millionen Dislikes Platz 8 der am schlechtesten bewerteten Videos auf der Plattform. Dazu kommen etliche Verrisse auf Blogs und in Online-Zeitungen (etwa hier oder hier). Ja: Die Botschaft, die Heinicke da so munter an ihre junge Zielgruppe verbreitet, ist mitunter fragwürdig. So singt sie beispielsweise:

„My boyfriend quit I’m almost dead

I’ll have to do my best! 

I’m up and down I feel so fat

I ain’t got no more fizz“

Und weiterhin: Statt im Angesicht des Niedergangs ihres Privat- und Berufslebens initiativ zu werden, resigniert Bibi H lieber und trällert fröhlich: „That’s just how it is“. Die Vorbildfunktion hat Heinicke hier sicherlich verfehlt. Gleiches gilt aber für jeden zweiten Künstler der Gegenwart.

Bemängelt wird auch die Banalität des Textes. BibisBeautyPalace ist befüllt mit Zuckerwatte-Sorglos-Content – sollte Heinicke in ihrem Song also über Elend, Krieg und Verderben singen? Wohl eher nicht.

In der Kommentarspalte unter dem Clip entlädt sich indes der Hass. „Erbärmliches Stück Scheiße“ ist noch eines der harmloseren Bezeichnungen, mit denen Heinicke bedacht wird. Es formieren sich gar Bündnisse, die den 2 Millionen Dislikes entgegenfiebern. Vereint im Hass.

Gegen Hass. Für mehr Liebe!

Zurück zur re:publica 17: auch dort war Hate Speech ein viel diskutiertes Thema. Unser Beitrag zur Debatte kam von Lydia Meyer und Patrick Stegemann. Die Formatentwickler_innen von Auf Klo sprachen in einem Workshop über die hässliche Fratze des Internets.

Ganz entgegen der Message des Heinickeschen Songs möchten wir deshalb sagen: That’s not how it’s supposed to be! Gegen Hate Speech. Und für mehr Liebe im Netz. #LoveOutLoud

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