Titelbild_#netbeatWir alle überschreiten in unserem Leben Grenzen: egal, ob wir in eine andere Stadt ziehen, mit unseren Prinzipien brechen, oder im Sport an unser Limit gehen. In diesem #netbeat haben wir euch die spannensten Links der Woche zu Grenzüberschreitung herausgesucht: Alles über Kriegsfotografie, Berlins demographischen Wandel, Frauenrechte und queere Ritter.

Der #netbeat. Wöchentlich kuratiert von den Kooperateuren für Euch: Netzpolitik, Kultur, Medien, Zeitgeschichte, digitale Bildung und Politik.

Zeitgeschehen: Kriegsfotografie. Zwischen Berichterstattung, Aufklärung und Voyeurismus

von Morgane Llanque

„Jede Minute an diesem Ort denke ich an Flucht. Ich will das nicht mit ansehen. Soll ich weglaufen oder soll ich mich der Verantwortung stellen, mit meiner Kamera alles festzuhalten?“

– James Nachtwey

Alle reden über „Das Salz der Erde“, der Film über das Werk des brasilianischen Fotografen Sebastião Salgado, der die Krisen und gewaltvollen Konflikte überall auf dieser Welt mit seiner Kamera festgehalten hat. Der Hype um Salgado rückt die Kriegs- und Krisenfotografie per se wieder ins Licht der Öffentlichkeit. Ob Salgado oder der US-amerikanische Kriegsfotograf James Nachtwey, in dessen Arbeit der preiskekrönte Dokumentationsfilm „War Photographer“ Einblick gibt, ob Robert Capa oder Lee Miller. Kriegsfotograf_innen hatten zu allen Zeiten einen moralischen Konflikt mit sich auszutragen. Wo darf ich fotografieren und wo muss ich die Kamera senken, um einzugreifen? Was tue ich, wenn ich allein durch meine Anwesenheit Menschen in Gefahr bringe? Wo hört Berichterstattung auf und wo fängt Voyeurismus an? Ein Beruf, der Grenzen permanent überschreitet und neu definieren muss.

Datenjournalismus: So wird Berlin

von Lilly Oesterreich

Wer mag sie nicht, diese bunten Balkendiagramme, pulsierenden Grafiken, sprechende Infokarten? Sie wecken, selbst nach einem langen Arbeitstag und hundertmillionen Eindrücken, die Lust ein paar Fakten zu lernen, ein paar Daten aufzusaugen. Und nebenbei verliebt man sich in das schicke Design und möchte seinen neu entdeckten Schatz sofort mit allen teilen. Auch die Macher_innen von So wird Berlin haben uns rumgekriegt und zeigen uns die Zukunft der Stadt.

SoWirdBerlin_Map©So wird Berlin

Frauenrechte: Der Gott in Weiß muss nicht gebären

von Jaana Müller

Nicht Ärzt_innen, sondern Frauen gebären Kinder. Ärzt_innen und Geburtenhelfer_innen unterstützen sie dabei. Dieses Faktum hat das ein oder andere in der Medizin tätige Ego offensichtlich nicht verstanden. Mehr noch: Vice berichtet in „Wenn Ärzte im Kreißsaal neben den Genitalien von Frauen Selfies machen“ über gepostete Fotos von blutigen Vaginen oder frisch vernähten Dämmen auf Facebook, Instagram und Co. Immer mit dabei: ein fett grinsender oder stolz daumenreckender „Gott in Weiß“.

Dazu Worte wie: „brandneu, wie ein Auto mit 0 Kilometern auf der Anzeige“ oder „jemand wird ewig in meiner Schuld stehen #thankfulhusbandsstich.“ Die Beispiele sind zahlreich und reichen bis zu Cartoons in einem spanischen Fachjournal für Gynäkologie und Geburtenhilfe, auf denen z.B. eine Frau zur „Freude ihr hinterherhechelnder Hunde“ einen Vaginalprolaps hinter sich herzieht.
All dies erzählt von einem Machtgefälle, einer Entmenschlichung von gebärenden Frauen und Gewalt, die einigen Menschen in einem besonders schutzbedürftigen und zugleich wundersamen Moment angetan wird. Warnung: Nach dem Lesen brennt die Wut in den Fäusten.

UN_Violence_Protest©UN Women

Bildung: 2h Bildungsurlaub für die Ohren

von Miriam Menzel

Annabele Hornung hat eine Dissertation über „Queere Ritter“ geschrieben. Dass die Mediävistin komplexe Theorien und Forschungsgebiete in die Breite vermitteln kann, deutet schon der knackige Titel ihrer Diss an. In diesem Podcast aus dem Jahr 2013 – zugleich der 1. Ausgabe von Kulturkapital – erklärt sie nachvollziehbar und unterhaltsam, was Mittelalterrezeptionsforscher_innen erkunden, was „Queer Theory“ ist, was „Doing queer“ mit der Suche nach dem Gral zu tun hat und wie es überhaupt so ist, eine Dissertation zu schreiben. Und natürlich geht es am Ende um das große Ganze inklusive Internet.

queer_ritter©SPT Photographe

Bildung: Der Digitale Herbst

von Oliver Baumann

Im Herbst heisst es, ich sch… Dich zu mit Veranstaltungen zur Digitalen Bildung. Den Anfang, zugegebermaßen noch im Spätsommer, macht das Barcamp Digitale Bildung, dann gleich das Educamp hinterher, eingebettet in die Themenwoche Digital Turn des Hochschulforum Digitalisierung. Einmal durchgeatmet, dann zur FraMediale nach Frankfurt, anschließend im Oktober nach Kölle zum Digital Education Day. Im November geht es wieder nach Berlin, die Bertelsmann Stiftung stellt Studenergebnisse zur Digitalen Bildung vor. Ein paar Tage Sightseeing in Berlin, dann kann man gleich wieder auf die Konferenz der Zeit zum Thema Schule & Bildung, einen Tag später am 20.11. dann husch husch wieder nach Köln zum Forum Kommunikationskultur der GMK, dann zu unserer Werkstattveranstaltung nach Kassel (da war noch keiner) zum SpeedLab zur Digitalen Inklusion. Abgerundet für die Nimmermüden wird der digitale Herbst dann durch die Online Educa in Berlin und die Jahrestagung Politische Bildung in der digitalisierten Welt. Sicherlich habe ich einige vergessen, ach zum Beispiel diese hier: Futur iii: digitale Medien in Unterricht und Schule in Offenburg, wobei hier, wie DT64 nüchtern feststellt, 100% der Referenten Männer sind und nun ja 0% Frauen und auch die aktiven Vertreter_innen aus dem Schulkontext, also Lehrer_innen, tauchen auf den ersten Blick nicht so recht auf. Hauptsache Digitale Bildung. Wir sind dennoch gespannt und gönnen uns zu Weihnachten ne kurze Pause.

bandcamp_2015©Barcamp Digitale Bildung

Kultur: Philosophy-Slam am 23.07.15 in Potsdam

von Markus Uehleke

Zum dritten Mal nun kommt das Augsburger Format des „Philosophy-Slams“ ins Waschhaus Potsdam. Entgegen des allseits bekannten Spektakels eines „Poetry-Slams“ legen die Veranstalter großen Wert darauf, dass die Teilnehmer_innen nicht bloß ihre persönliche Meinung zu einer dichterischen Wortakrobatik auftürmen, sondern hingegen innerhalb von 10 Minuten einen selbst entwickelten, philosophisch-relevanten Gedanken möglichst nachvollziehbar vor dem Publikum entfalten.

Der Philosoph und Wirtschaftsberater Dr. Gerhard Hofweber, Erfinder des Philosophy Slams, wird im Anschluss an die einzelnen Vorträge seine „Expertenmeinung“ zum Besten geben, nach welcher schließlich auch das Auditorium den Vortragenden mit seinen Fragen löchern kann, bevor dieses letzten Endes den/die Gewinner_in bestimmen soll. Das Ganze findet um 19:30 Uhr im Rahmen des Open Air Kino-Sommers auf dem Kulturareal der Schiffbauergasse statt. Im Anschluss an den Slam wird der Film „Der Große Trip“ gezeigt.

Hier geht es zur Facebook-Veranstaltung und hier zum Online Vorverkauf.

philosophy_slam_logo

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