Inside Mediendidaktik: Wie erfolgreiche Bildungsangebote konzipiert werden

Einblicke in die Arbeit einer Mediendidaktikerin

von Jördis Dörner

Lernen kann sehr vielfältig gestaltet sein: In Vorträgen, Gruppenarbeit oder im Selbststudium. Anhand von Texten, Grafiken, Videos, Audiodateien oder spielerischen Elementen. In Präsenzveranstaltungen oder Online-Seminaren. Doch was ist für das Lernen am besten? Wie geht man bei der Planung vor? Welche Entscheidungen müssen getroffen werden?

Eine Sache vorweg: Falls Sie erwarten, es folgen Aussagen wie „Gruppenarbeit ist besser als Vorträge“ oder „digitale Medien eignen sich besser als analoge Medien“, muss ich Sie enttäuschen. Der Lernerfolg einzelner Bildungsangebote ist komplex und hängt von sehr vielen verschiedenen Faktoren ab. Anhand von fünf Schritten möchte ich zeigen, wie man strukturiert ein didaktisches Konzept entwickelt.

1. Schritt: Bildungsbedarf

Am Anfang steht, wie bei jedem anderen Produkt auch, der Bedarf. Es muss also klar sein, warum das Bildungsangebot geplant wird. Das kann ein vermuteter oder aufgetretener Bildungsbedarf sein. Es lässt sich beispielsweise fragen: Worin besteht genau die Lücke im Wissen oder in den Fähigkeiten der Lernenden, welche mit dem Angebot geschlossen werden soll?

2. Schritt: Zielgruppe

Im zweiten Schritt geht es um die Personen, für die das Bildungsangebot konzipiert wird: Die Lernenden. In einer Zielgruppenanalyse sollten alle verfügbaren Daten der potentiellen Lernenden zusammengetragen werden. Dazu zählen nicht nur persönliche Daten wie Alter, Geschlecht oder Wohnort, sondern auch Motivation, Erwartungen, technische Voraussetzungen, bisherige Lernerfahrungen oder Vorwissen zum Thema. Ein Tipp: Treten Sie so zeitig wie möglich in persönlichen Kontakt mit einzelnen Vertreter_innen der Zielgruppe und befragen Sie diese zu ihren Erwartungen oder ihren bisherigen Lerngewohnheiten. Umso mehr Sie über die Lernenden bereits in der Planungsphase wissen, umso besser.

3. Schritt: Kontext

Neben Bildungsbedarf und Zielgruppe spielt der Kontext des Bildungsangebotes eine wichtige Rolle. Hierzu zählen organisatorische Rahmenbedingungen wie zum Beispiel die Zeit, die zur Verfügung steht. Sie sollten zudem alle beteiligten Personen und deren Rolle für das Bildungsangebot benennen können. Allgemein formuliert werden im Kontext alle wirtschaftlichen, sozialen, räumlichen oder rechtlichen Bedingungen zusammengefasst.

4. Schritt: Ziele

Bei der Planung von Bildungsangeboten sind mit Zielen die Lehr- und Lernziele gemeint. Hierzu können jedoch auch weitere Ziele, wie etwa die Form des Abschlusses für die Lernenden, zählen. Um die Zielerreichung, das heißt den Lernerfolg, besser im Blick zu haben, eignet sich die Aufstellung einer Kompetenzmatrix. Eine Kompetenzmatrix stuft die im Bildungsangebot geförderten Kompetenzen nach Kompetenzniveaus.

5. Schritt: Didaktisches Konzept

Wurden alle Aspekte aus den vorhergehenden Schritten und insbesondere in der vorgegebenen Reihenfolge berücksichtigt, kann mit der Formulierung des didaktischen Konzepts begonnen werden. Es umfasst die Inhalte, Methoden sowie alle verwendeten Materialien und technischen Komponenten.

Abschließend ein Beispiel, um noch einmal die Wichtigkeit einer vorhergehenden Zielgruppenanalyse zu verdeutlichen: Einen Online-Kurs, sei er noch so gut methodisch durchdacht, wird nicht funktionieren, wenn die anvisierte Zielgruppe nicht über ausreichend Computerkenntnisse und eine schnelle Internetverbindung verfügt.

Das heißt: Schauen Sie sich Ihre Zielgruppe genau an, wählen Sie dann die Inhalte aus und treffen Sie erst danach Entscheidungen zu Methoden oder der eingesetzten Technologie. So kann es bei bestimmten Inhalten von Vorteil sein, diese in Form eines Lehrvortrags zu vermitteln, für andere eignet sich Gruppenarbeit besser. Für einige Einsatzbereiche erzielt ein klassisches Buch einen höheren Lernerfolg als ein Tablet. Probieren Sie es aus und lernen Sie. Ich wünsche Ihnen viel Erfolg!

Wer sich etwas tiefer in das strukturierte Vorgehen zur Planung (insbesondere digitaler) Bildungsangebote einlesen möchte, dem empfehle ich folgende Publikation:

Hambach, S., & Urban, B. (Eds.). (2006). E-Learning-Angebote systematisch entwickeln. Ein Leitfaden. Stuttgart: Fraunhofer IRB-Verlag.

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