Wikipedia wird 15! Die Kooperateur_innen schreiben darüber

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WIKIPEDIA wird 15!

Wikipedia feiert Quinceañera! Also um genau zu sein: Die englischsprachige Seite hatte am 15. Januar ihr Jubiläum, die deutsche Seite ist drei Monate später online gegangen: am 16. März 2001. Angesichts so eines Ereignisses, hält man ja gerne ein wenig Rückschau. Die Kooperateur_innen schreiben darüber

 

INHALT

Wikipedia wird 15! Feliz Quinceañera!

von Tim Holland

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Quelle: Wikipedia Lizenz: CC 3.0

Wir sind Wikipedia! Wir feiern! Die kollaborative Enzyklopädie wird 15! Auf Wikipedia kann man jetzt seine Highlights in der Beziehung zur Enzyklopädie mitteilen und ihr zu Ehren Geburtstagsfeiern planen.

Anlässlich des Jubiläums führte 3sat ein kurzes Interview mit dem Wikipedia-Erfinder Jimmy Wales. Darin ist zu erfahren, was 3sat so für Gastgeschenke mitbringt, ob Jimmy Wales Revolutionär oder doch eher Diplomat ist und wie sein nächstes Projekt aussieht (natürlich gibt es bereits einen Wikipediaeintrag).

Im Video von der TED- Konferenz 2005 spricht Jimmy Wales über die Geburt von Wikipedia. Wie er „einen buntgemischten Haufen Freiwilliger“ zusammenbrachte um mit ihnen eine sich selbstorganisierende, selbstkorrigierende und niemals fertige Online-Enzyklopädie zu schaffen.

 

Wenn Hobby-Historiker Wiki-Beef haben

von Bastian Tittor
Historische Ereignisse sind einmalig. Diejenigen, die dabei waren, wissen das wohl am besten. In der Gegenwart hingegen bieten sie Raum zur Diskussion. Unter den Diskutierenden finden sich dabei in den seltensten Fällen echte Zeitzeug_innen. Viel öfter handelt es sich um Autoren_innen, die sich aus reinem Interesse mit dem Thema Vergangenheit beschäftigen. Dabei wird das Geschehene in der Regel unterschiedlich beurteilt.
Auf Wikipedia lässt sich eine solche „Historie historischer Meinungsverschiedenheiten“ mithilfe der Funktion Versionsgeschichte sehr einfach verfolgen. Ein gutes Beispiel liefert der Artikel zur DDR – war das Land zu Beginn des Wikipedia-Zeitalters noch mit der Beschreibung „sozialistisches Land“ versehen, steht an dieser Stelle heute „kommunistische bzw. realsozialistische Diktatur“. Insgesamt wurde der Artikel von 1.256 verschiedenen Autoren 5.100 mal verändert.
Segu Geschichte nahm diese Gelegenheit zum Anlass, ein digitales Lernmodul auf Basis von Wikipedia-Einträgen zu entwickeln. Darin sind verschiedene Editionen des Einleitungssatzes zum DDR-Artikel gelistet. Den Lernenden soll verdeutlicht werden, wie die Geschichtsschreibung von subjektiven Einflüssen beeinflusst wird. Auch Meinung findet ihren Weg in historische Beiträge. Schlussendlich gilt ein altes demokratisches Prinzip auf Wikipedia: Es muss ein Konsens gefunden werden.

 

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Screenshot Segu.de

Verkürzen und Verknüpfen

von Miriam Menzel

Lang lebe die Wikipedia!? Der Nutzen der freien Online-Enzyklopädie für die Bildungswelt ist äußerst umstritten. Zu uneinheitlich ist die Qualität der Artikel, zu schnell ändern sich die Versionen, zu undurchschaubar sind die Interessen hinter den Einträgen und Autor_innen. Und trotzdem ist die Wikipedia noch eines der besten, erfolgreichsten Beispiele für eine „Kultur des Teilens“ im Bildungsbereich. Kaum ein Schülervortrag, kaum eine Stundenvorbereitung kommt ohne Blick in die Wikipedia aus. Welche Auswirkungen die Arbeit mit der Wikipedia konkret für die historisch-politische Bildungsarbeit hat, untersucht Geschichtsdidaktiker Jan Hodel in seiner Dissertation „Verkürzen und Verknüpfen“. Die wichtigsten Ergebnisse und Empfehlungen fasst er in diesem Beitrag zusammen.

 

 

Brockhaus_Lexikon

Lizenz: gemeinfrei

Von der Familienbibel zur Bagatelle

von Patrick Stegemann

„Ich schau das kurz nach“, sagten mein Eltern gerne und erhoben dabei triumphierend den Zeigefinger, der daraufhin blitzschnell die Reihe der 24 Brockhausbände entlangstrich, bei dem gesuchten Buchstaben stehen blieb und das entsprechende Buch herauszog. Kurzes Blättern, dann ein wissendes „Aha“ und der erklärende, elterliche Blick.

Seit eineinhalb Jahren gibt es keinen neuen Brockhaus mehr, einfach eingestellt. Vermutlich hat kaum jemand überhaupt mitbekommen, dass der Bertelsmannverlag, der die Enzyklopädie zuletzt herausgab, diese bildungsbürgerliche Institution 2014 einfach einstampfte.

Die größten Kränkungen für den Lexikonverlag waren da eh schon passiert: Die Onlineenzyklopädie Wikipedia, dieses kollaborative Werk tausender Amateure, hatte den Brockhaus so überflüssig gemacht, dass das Kartellamt 2009 nichts dagegen einzuwenden hatte, dass der Medienkonzern Bertelsmann den Lexikonverlag übernimmt. Die Begründung: Aufgrund der Verwerfungen durch Onlinemedien handle es sich um einen Bagatellmarkt. Bagatelle. Das saß. Von der Institution allen Wissens, vom Anker im Meer elterlicher Besserwisserei zur Bagatelle.

Wikipedia ist großartig und viel klüger als Brockhaus (Brockhaus kennt bspw. keine Antwort auf die essentielle Frage, warum in den Pizzakartons Löcher sind. Wikipedia als Prinzip zeigt aber, wie schnell das, was einst als sicher galt, nicht mehr zählt. Wikipedia hat mit einer im Grunde sehr einfachen Technologie tausende Menschen dazu gebracht, kostenlos an einer Sammlung des Weltwissens mitzuschreiben. Genial.

Das Prinzip dieser freiwilligen Arbeit nennt man übrigens Crowdsourcing. Und dieses Prinzip des kollaborativen Zusammenarbeitens ist gerade dabei, die gesamte Wirtschaft (nicht nur den Brockhaus!) durcheinander zu wirbeln. Denn natürlich kann nicht nur Wissen durch dieses Prinzip für einen guten Zweck zusammen getragen werden. Jede Form der Daten oder der kleinen Arbeitsschnipsel kann ähnlich organisiert werden. Nur passiert es dann eben nicht mehr für das Allgemeinwohl, sondern für die Gewinne weniger Unternehmen.

Crowdsourcing als Organisationsprinzip von Wirtschaft und Arbeit spielt auch eine zentrale Rolle im neuen Schwerpunkt auf netzdebatte.bpb.de zur Zukunft der Arbeit.
U.a. mit einem Interview mit Jan Marco Leimeister zu Crowdworking und einem Artikel zu Plattformökonomie.

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