#netbeat 11/16 Messed up: Leipziger Buchmesse + EBook- Empfehlungen + MSQRD + Prinzessinnen

Messed up: Leipziger Buchmesse + EBook-Empfehlungen + MRSQRD + Prinzessinnen

Unendliche Bücherstapel, Menschenmassen, süßes Cosplayer-Eau-de-Toilette: das ist die Leipziger Buchmesse! Im Streiflicht erfahrt ihr alles, was ihr über die diesjährige Buchmesse wissen müsst (Literaturpreise, Neuland 2.0, Manga Comic Con u.v.m.), unser Veranstaltungsguide berät euch, was ihr machen könnt, wenn euchin den Messehallen genug Leute auf die Füße getreten haben – und wenn ihr Zuhause bleibt: Wir haben euch die spannendsten E-Books von Geflüchteten und zur Flucht zusammengestellt.

Im #netbeat reloaded findet ihr wie immer die besten Links der Woche. Kuratiert von den Kooperateur_innen für euch: das Beste aus Netzpolitik, Kultur, Medien, digitaler Bildung, Politik und Zeitgeschichte.

Derzeit sind die Internationalen Wochen gegen Rassismus. In diesem Rahmen gibt es eine ganze Fülle von Veranstaltungen. Außerdem hat Zuckerberg mal wieder zugeschlagen und die nächste aufstrebende App gekauft: MSQR. Gegen aller Erwartungen haben wir Prinzessinnen im Flüchtlingscamp gefunden. Und womit wir auch nicht gerechnet haben: Kanye West war bei Ikea.

 

INHALT

und sonst so

Leipziger Buchmesse 2016: ein Streiflicht

Tim Holland

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Statt wie sonst üblich, Länder beziehungsweise Sprachen als Schwerpunkte bei einer Buchmesse zu setzen, positioniert sich die Leipziger Buchmesse zum aktuellen Brisanzthema Europa und Migration. „Europa21 – Denkraum für die Gesellschaft von morgen“ heißt der Programmschwerpunkt dieses Jahr, der von der Literaturkritikerin Insa Wilke kuratiert wird und mit Gästen aus Literatur und Wissenschaft aufwartet.

Neu auf der Buchmesse ist „die Plattform für innovative Ideen für die Buch- und Medienbranche“ Neuland 2.0. Hier präsentieren sich StartUps und Apps, die das Lesen und Publizieren von Morgen bestimmen sollen: „Neuland 2.0 lädt die Besucher ausdrücklich zum Entdecken, Testen und Bewerten der Prototypen vor Ort ein.“

Wie immer: Manga Comic Con. Wer schon öfter auf der Leipziger Buchmesse war, hat sich bereits an den Anblick der vielen Verkleideten gewöhnt. Wer sich noch nie in Reihen von rosa bezopften Schulmädchen und Karatekids gefunden hat, der hat die Chance in Halle 1 in eine andere Welt einzutauchen.

Einer der Höhepunkte der Leipziger Buchmesse ist wie jedes Jahr die Vergabe des Preises der Leipziger Buchmesse am 17. März. Ruhm, Ehre und 15.000€ werden in den Bereichen Belletristik, Sachbuch und Übersetzung vergeben.

Neben dem Literaturpreis wird aber auch eine Vielzahl anderer Preise, darunter der renommierte Alfred Kerr Preis für Literaturkritik, auf der Messe vergeben.

Apropos Meinungs- und Pressefreiheit: der MDR berichtet, dass die rechtspopulistische Zeitschrift Compact und die rechtsextreme Wochenzeitung „Junge Freiheit“ auch auf der Messe mit einem Stand vertreten sein werden. Da Gegendemonstranten bei geplanten Veranstaltungen wie „Asylchaos – Deutschland auf dem Weg zum Bürgerkrieg?“ nicht auszuschließen sind, wurde mit den Sicherheitsbehörden vorab ein Konzept für den Umgang entwickelt. Die Messegesellschaft behält sich vor, im Falle etwaiger rassistischer oder demokratiefeindlicher Äußerungen das Hausrecht zu gebrauchen.

Um im Messerummel den Überblick über die fünf Hallen, die knapp 2.300 Aussteller und 3.200 Lesungen und Literaturveranstaltungen zu behalten, empfiehlt sich im Übrigen die neue App der Buchmesse.

Neue E-Books von Geflüchteten und elektronische Texte zur Flüchtlingskrise

von Bastian Tittor

Wir haben euch anlässlich der Buchmesse die 11 interessantesten Titel zum Thema Flucht aus den EBook Verlagen zusammengestellt. Die Textformate sind sehr unterschiedlich, von Romanen über fiktive Freundschaften über Essays zum „New Deal“ und persönliche Berichte aus Lampedusa und Calais bis hin zu Facebook-Statusmeldungen ist alles dabei. Klicktipps!

Rasha Abbas: Die Erfindung der deutschen Grammatik. mikrotext, Berlin 2016, ca. 200 Seiten auf dem Smartphone, 3,99€. Kaum angekommen in Berlin und gleich mittendrin im bürokratischen Alltagstrott. Über stinknormale Hauptstadt-Hipster und Absurditäten des deutschen Sprachgebrauchs.

Assaf Alasaf: Abu Jürgen. Mein Leben mit dem deutschen Botschafter. mikrotext, Berlin 2015, ca. 200 Seiten, 3,99€. Ein Roman über eine fiktive Freundschaft zwischen einem syrischen Geflüchteten und einem deutschen Diplomaten. Das Objekt der Begierde: ein #delicious_german_viza – doch wer hilft hier eigentlich wem?

Patras Bwansi und Lydia Ziemke: Mein Name ist Bino Byansi Byakuleka. Doppel-Essay. mikrotext, Berlin 2015, 140 Seiten, 1,99 €. Ugandisch-Deutsche Koproduktion, welche die Dimensionen eines Lebens auf der Flucht darstellt und gleichzeitig ein gesellschaftliches Umdenken in den Zielländern fordert.

Faiz und Julia Tieke: Mein Akku ist gleich leer. mikrotext, Berlin 2015, 50 Seiten, 1,99 €. Ein Chat-Verlauf als Chronologie einer Fluchtgeschichte: Wenn das Smartphone zum Fenster zur Welt wird.

Simon Hadler: Die Angst vor dem »Ansturm«. Faktencheck Asyl. Hanser Verlag, München 2015, 67 Seiten, 2,99 €. Der Autor hält sich in der emotionsgeladenen Asyl-Debatte an die Faktenlage. Eine Bestandsaufnahme, die auch individuelle Schicksale nicht vernachlässigt.

Hammed Khamis: »I am not animal«. Die Schande von CalaisFrohmann, Berlin 2016, 114 Seiten, 4,99 €. Einfach nur helfen – mit dieser Intension reist der Berliner Sozialarbeiter Hammer Khamis ins Fluchtlager von Calais und berichtet nun über seine Erfahrungen.

Nils Markwardt: New Deal, bitte! Reden über die Flüchtlingskrise. Hanser Verlag, München 2016, 27 Seiten, 2,99 €. Nils Markwardt hat genug vom Krisen-Narrativ. Deshalb wünscht er sich zukünftig mehr Perspektiven, die Chancen und Potenziale in den Vordergrund stellen.

Michaela Maria Müller: Vor Lampedusa. Eine Reise. Frohmann, Berlin 2015, 30 Seiten, 2,99 €. Die Journalistin Michaela Maria Müller berichtet über ihre Eindrücke von einem Ort, der auf tragische Weise zu einem Symbol für eine verfehlte europäische Flüchtlingspolitik geworden ist.

Aboud Saeed: Lebensgroßer Newsticker. Szenen aus der Erinnerung. mikrotext, Berlin 2015, ca. 250 Seiten, 5,99. Die Timeline des Autors entwickelt sich von einer persönlichen Revolutionsplattform zum literarischen Dokument – ein spannender Prozess.

Aboud Saeed: Der klügste Mensch auf Facebook. mikrotext, Berlin 2013. ca. 250 Seiten, 4,99€. Saeed über seine Kindheit im Norden Syriens, dem Gastarbeiterleben im Libanon und schließlich seiner Flucht über die Türkei bis nach Deutschland. Packend und poetisch zugleich.

Willkommen! Blogger schreiben für Flüchtlinge. Hg. von Katharina Gerhardt, Caterina Kirsten, Ariane Novel, Nikola Richter, Frank O. Rudkoffsky, Eva Siegmund, mikrotext, ca. 500 Seiten auf dem Smartphone, mit Fotos der Blogger, 4,99€. Diese Auswahl an Blog-Fundstücken zeigt unterschiedlichste, alle auf ihre Art wundervolle, Episoden einer gelebten europäischen Willkommenskultur.

 

Veranstaltungsguide: Sehens- und Hörenswertes außerhalb der Messehallen

Tim Holland

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Wer sich schon ein paar Stunden durch die Messehallen hat schubsen lassen und mittlerweile fußmüde ist, dem sind die abendlichen Lesungen in „Hypzig“ zu empfehlen.

Etwa die selbstironisch benannte Veranstaltung „Institutsprosa“, auf der Absolventen des Deutschen Literaturinstitut Leipzig aus ihren gerade erschienen Büchern lesen. Übrigens einer der wenigen Orte in Deutschland, an denen man „literarisches Schreiben“ lernen kann. Grund genug für einige Feuilleton-Originalgeniefetischisten, der Hochschule in regelmäßigen Abständen fehlenden Einfallsreichtum und literarische Gleichschaltung vorzuwerfen. Von wegen! Samstag, 19.März 2016, 20Uhr / Deutsches Literaturinstitut Leipzig, Wächterstr. 43

Junge Literatur und innovative Formate finden sich auch in der in den letzten Jahren wild und neu aufblühenden Landschaft von Literatur- und Kulturzeitschriften. Bei der Veranstaltung „Release, Release“  kann man sich informieren, was es so gibt. Beteiligt sind die Publisher von Bella Triste, Block Magazin, Das Buch als Magazin, Das Wetter, Die Epilog und Edit. Donnerstag, 17. März 2016, 20 Uhr / KV Kunstverein Leipzig, Kolonnadenstr. 6

The Millionaires Club #3 ist das dritte Comic- und Grafikfestival, das im Rahmen der Leipziger Buchmesse stattfindet. Für Bibliomanen ein Muss. 18.- 20. März 2016 / GFZK Leipzig, Karl-Tauchnitz-Str. 9-11 

Mit dem Slogan IT’S A BOOK, IT’S A CHANCE, IT’S A TIMES NEW ROMANCE wirbt die Independent Publishing Fair It’s A Book  im Lichthof der Hochschule für Buch- und Druckkunst Leipzig. Spannende kleine und Kleinstverlage präsentieren sich hier dem Publikum. Vom schweizerischen Fotobuchverlag bis zur deutschen Lyrikbuchmanufaktur ist so ziemlich alles dabei. Entdeckungen garantiert. Samstag, 19. März 2016, 12- 21Uhr / HGB Leipzig, Wächterstr. 11


#netbeat_reloaded: Was sonst diese Woche noch los war

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Screenshot Interkultureller Rat

Gerade ist die AfD mit großem Furor in die Landtage eingezogen, da zeigt sich schon ein Silberstreif am Horizont. Vom 10.- 23. März sind die Internationalen Wochen gegen Rassismus. Gemeinsam mit mehr als 70 bundesweiten Organisationen und Einrichtungen fordert der Interkulturelle Rat in Deutschland dazu auf, sich an den Aktionswochen zu beteiligen und Zeichen gegen Rassismus zu setzen. Über 1.400 Veranstaltungen wurden bereits gemeldet. Hier findet ihr einen Veranstaltungskalender. / TH

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Screenshot Youtube

Zuckerberg hat es wieder getan. Instagram (2012), WhatsApp (2014), Oculus VR (2014) und nun MSQRD: Marc Zuckerberg hat in den letzten vier Jahren ebenso viele Apps im Aufwärtstrend gekauft. Instagram damals noch einem Monat vor dem Börsengang. Mit der drei Monate alten Selfie-App MSQRD (sprich: Masquerade) aus Weißrussland hofft er nun darauf, sich ein probates Mittel gegen Snapchat gesichert zu haben. Die App besticht dadurch, dass sie Gesichter erkennt und sie mithilfe von Bildmasken und Filtern von bekannten Persönlichkeiten oder Tieren in neuem Glanz erscheinen lässt. / TH

SaintHoax_fin

Screenshot Instagram

Prinzessinnen im Flüchtlingscamp. Saint Hoax ist syrischer Künstler. Seit Jahren arbeitet er zu Themen wie häuslicher Gewalt oder Missbrauch, indem er bekannte Disney-Figuren in solche Kontexte setzt. Die Fallhöhe von Figuren aus einer Rosawölkchenwelt, die menschlichen Schicksalen ausgesetzt werden, wirkt verstörend. Nun hat Saint Hoax die Frauen in einem Flüchtlingscamp in Disney-Prinzessinnen verwandelt. /TH

Kanyø_fin

Screenshot Twitter

Der neue Jacuzzi Kanyø zum selbstzusammenschrauben. Mit 53 Millionen Dollar soll sich Kanye West verschuldet haben. Zuletzt bettelte er auf Twitter Zuckerberg an, ob er ihm nicht helfen möge. Auf Twitter! Falscher Kanal, lieber Kanye. Tja, wer so tief in der Tinte sitzt, der muss auch die Lebenshaltungskosten ein bisschen runterfahren. Statt den Innenarchitekten kommen zu lassen, ging’s also zu IKEA. Dieser Besuch hat Herrn West offenbar gedanklich beflügelt. Wir dürfen uns auf eine neue Möbelkollektion gefasst machen. /TH

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