Super Tuesday – super what?
Am ersten März fand in den USA der sogenannte Super Tuesday statt. 12 Staaten haben in den Vorwahlen ihre Stimme für Delegierte abgegeben, die wiederum für einen potenziellen Präsidentschaftskandidaten votieren können, von denen zwei dann in einer Stichwahl undsoweiter. Klingt kompliziert? Ist auch so. Wir haben versucht, ein wenig Licht ins Dunkel zu bringen und auch die Wahlergebnisse aus den Staaten parat – alles auf einen Blick!
Mit den Wahlen am Super Tuesday sind rund ein Viertel der Vorwahlen in den USA gelaufen. Wir geben euch vor dem Hintergrund der aktuellen Entscheidungen noch mal einen Überblick über die Kandidaten auf demokratischer und republikanischer Seite und lauschen gespannt dem amtierenden Präsidenten Barack Obama, wenn er erklärt, warum Donald Trump lieber beim Reality-TV bleiben sollte.
Im #netbeat reloaded findet ihr wie immer die besten Links der Woche. Kuratiert von den Kooperateur_innen für euch: Das Beste aus Netzpolitik, Kultur, Medien, digitaler Bildung, Politik und Zeitgeschichte.
Dieses Mal nehmen wir euch auf Entdeckungstour mit: Ihr könnt Bewegtbild-Rohdiamanten auf Incognitube ausgraben und wenn ihr ein bisschen Tauchen könnt, auch Menschen unter Wasser sehen – wenn ihr klicken könnt, geht das natürlich auch am Bildschirm. Aber für unsere Ausstellungsempfehlung müsst ihr tatsächlich das Haus verlassen und mit der U8 nach Reinickendorf fahren.
INHALT
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Super Tuesday – super what?
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Das erwartbare Unerwartete: Die Ergebnisse
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Auskeilende Esel: Die Demokratischen Kandidaten
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Elefanten im Porzellanladen: Die Republikanischen Kandidaten
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Donald Trump wird nicht Präsident
und sonst so
Super Tuesday – super what? Wir klären noch mal auf.
von Tim Holland
Was ist der Super Tuesday? Der Super Tuesday ist ein wichtiger Schritt für die Präsidentschaftskandidaten innerhalb der Vorwahlen. Am Super Tuesday werden die meisten Delegierten an einem Tag gewählt: 25% bei den Republikanern, 20% bei den Demokraten. Um sich für eine Partei als Präsidentschaftskandidat zu empfehlen, müssen die Wahlkandidaten möglichst viele Delegierte hinter sich vereinen. Deswegen gilt der Super Tuesday als wichtiger Meilenstein auf dem Weg zum Weißen Haus.
Woher kommt dieser besondere Tag? Das Wahlsystem in den USA ist nach wie vor stark mit der Entstehungsgeschichte des Landes verknüpft. Um die großen Weiten in der neuen Welt zu überbrücken, wurden in den Kolonien Wahlmänner gewählt, die im Sinne des Volkes abstimmen sollten. Da Sonntage für den Kirchenbesuch reserviert waren und die Anreise zum nächsten Wahllokal bereits viel Zeit in Anspruch nehmen konnte, war Montag der traditionelle Reisetag und Dienstag der Tag der Wahl.
Wer stimmt ab? 12 Staaten wählten bereits am 1. März: Alabama, Alaska, Arkansas, Colorado, Georgia, Massachusetts, Minnesota, Oklahoma, Tennessee, Texas, Vermont, Virginia, Wyoming and American Samoa
Wer steht zur Wahl? Auf demokratischer Seite ist das recht übersichtlich: Hillary Clinton, die ehemalige „Secretary of State“, tritt gegen den Senator von Vermont, Bernie Sanders, an. Bei den Republikanern sind es nach dem Rückzug von Jeb Bush noch fünf Kandidaten: Der Geschäftsmann Donald Trump, Floridas Senator Marco Rubio, Texas Senator Ted Cruz, der Gouverneur von Ohio John Kasich und der pensionierte Neurochirurg Ben Carson.
Das erwartbare Unerwartete: Die Ergebnisse
von Tim Holland
Was zu erwarten war: Hillary Clinton vor Bernie Sanders. Dass das Ergebnis zum jetzigen Zeitpunkt schon so deutlich ausfällt, ist allerdings überraschend. Hillary konnte unerwartet viele afroamerikanische Stimmen gewinnen und das, obwohl sich Bernie Sanders zuletzt zusammen mit Erica Garners Tochter redlich darum mühte, gerade die Bürgerrechtsbewegung hinter sich zu bringen.
Bei den Demokraten steht Trump über allen. Sieben von zwölf Staaten gehen an unseren Lieblingstwitterer. Cruz und Rubio wirken dagegen angeschlagen. Aber nun ist die Partei alarmiert und die Republikaner müssen sich nun aktiv für oder gegen Trump entscheiden.
Im Detail:
Hillary Clinton gewann in Alabama, Arkansas, Georgia, Massachusetts, Tennessee, Texas, Virginia, und Amerikanisch Samoa.
Bernie Sanders gewann Colorado, Minnesota, Oklahoma und Vermont.
Donald Trump gewann in Alabama, Arkansas, Georgia, Massachusetts, Tennessee, Virginia und Vermont.
Ted Cruz gewann in Alaska, Oklahoma und Texas
Marco Rubio gewann in Minnesota.
John Kasich und Ben Carson blieben ohne Wahlsiege. Kasich will sich zurück ziehen, Carson trotzdem weitermachen und das Feld von hinten aufrollen.
Auskeilende Esel: Die Demokratischen Präsidentschaftskandidaten
Bernie Sanders wird’s vermutlich schwer haben. Dem demokratischen Sozialisten fehlt es in dieser Wahl wohl doch mal wieder an der entscheidenden Lobby wirtschaftlicher und politischer Akteure. Als er 1972 erstmals für den US-Senat kandidierte, erhielt er nur ein läppisches Prozent der Stimmen. Betrachtet man die heutige Situation, so ist dies ein durchaus beachtlicher Aufstieg für den gebürtigen New Yorker. Kein Grund jedoch für Jimmy Kimmel, sich nicht auf die Suche nach verwertbarem Material für seine Late Night Show zu machen. Und ja, selbstverständlich liefert Bernie: Und zwar den „quirky tongue move“.
Jetzt ist also Hillary an der Reihe. Skandaltechnisch kann sie zwar nicht ganz mit ihrem Ehemann Bill mithalten, dennoch begleitete sie ein Thema während der gesamten Kampagne. E-Mails aus ihrer Amtszeit als Außenministerin hatte die hungrige Meute im Blick. Wohl auch der nicht ganz so prekären Inhalte bewusst, verging nicht allzu viel Zeit, bis das zuständige State Departement die entsprechenden Schriftwechsel veröffentlichte. Der erwartete Knalleffekt blieb aus – manche Inhalte kommen Clinton eher noch zugute, indem sie die Kandidatin ein wenig von ihrem elitären Antlitz befreien. Der US-Blog Bustle zeigt, inwiefern Hillary doch noch eine ganz gewöhnliche Bürgerin ist. Ein schöner Samstagnachmittag, die ehemalige First Lady ist auf Long Island unterwegs. Nur die Frequenz ihres Wunschradiosenders kann sie nirgends finden. Da hilft nur die Mail ans Mitarbeiterteam.
Nicht ganz klar war sie sich über die Bedeutung des Begriffs „FUBAR“, von ihrer Mitarbeiterin wurde sie nur darauf hingewiesen, dass es sich um kein angemessenes Wort für offizielle Korrespondenzen handle. Ein anderes Mal ließen sich Kontaktdaten nicht auffinden – für Hillary gab’s da nur eine Erklärung: Müssen die Chinesen gewesen sein.
Elefanten im Porzellanladen: Die Republikanischen Kandidaten
von Caroline Böhme
Auf Seiten der Republikaner stehen gleich fünf Männer, die sich um das Amt des Präsidenten streiten. Als erstes ist natürlich der Geschäftsmann Donald Trump zu nennen. Trump hat nicht nur den Vornamen mit einem vor allem bei Kindern beliebten Bewohner Entenhausens gemein, sondern auch die Eigenschaft, dass man herzlich über ihn lachen kann – wenn man denn darüber noch lachen kann. Der Mann mit den seltsam gefärbten Haaren hat sich in den vergangenen Wochen und Monaten als Phrasenschleuder einen Namen gemacht. Einen Plan hat der Teilzeit-Verschwörungstheoretiker nicht wirklich und ab und an widerspricht er sich auch mal selbst. So erhöhte er die von ihm geplante Mauer an der Grenze zu Mexiko in einem TV-Duell mal schnell um zehn Fuß um die illegale Einwanderung einzudämmen, andererseits beschäftigte er beim Bau des Trump Towers polnische Arbeiter, die ebenfalls auf nicht ganz so legalen Wegen ins Land kamen.
Trump bietet eine (zu) große Angriffsfläche, die vor allem zwei seiner Rivalen nutzen wollen: Mario Rubio und Ted Cruz. Der texanische Senator mit kubanischen Wurzeln ist in Kanada geboren, legte die Staatsbürgerschaft aber ab. Der politische Rechtsaußen wird von der Tea Party Patriots Citizens Fund unterstützt. Wenn sich jedoch herausstellen sollte, dass er der gefürchtete Zodiac-Killer ist, hilft ihm auch seine eigene App nicht mehr.
Marco Rubio, ebenfalls kubanischer Abstammung, lieferte sich weniger freundliche Wortgefechte mit Mr. Trump – gute Manieren sind da auf beiden Seiten schnell vergessen. Der für übermäßiges Schwitzen bekannte Senator zieht mit dem Slogan „Stop Trump. Join Marco’s Team“ in die Schlacht um die Präsidentschaftskandidatur und sieht sich selbst als Underdog. Er glänzte neben verbalen Attacken gegen Trump bisher vor allem durch Abwesenheit im Kongress und durch vier Insolvenzen in den letzten 25 Jahren.
Den verbliebenen Kandidaten werden kaum noch Chancen auf die Kandidatur eingeräumt, zu abgeschlagen sind John Kasich und Ben Carson. Letztgenannter wäre der erste dunkelhäutige Präsidentschaftsanwärter der Republikaner und ist aus seiner Karriere als Arzt vor allem für die operative Trennung von siamesischen Zwillingen bekannt. Kasich kann sich im Gegensatz zum fließend-Lügner Carson mit dem höchsten Wahrheitswert im Truth-O-Meter brüsten. Der Gouverneur aus Ohio versteckt in 52 Prozent seiner Aussagen wahre oder größtenteils wahre Botschaften. Zum Vergleich: Trump kommt auf sieben Prozent, Carson gerade einmal auf vier.
Donald Trump wird nicht Präsident
Barack Obama glaubt an das Wahlvolk. Und Barack Obama glaubt daran, dass Trump nicht der nächste Präsident der USA wird. Vielmehr sei Trump ein Kandidat, der dieselben Aussagen wie alle anderen macht – nur auf eine „interessantere Art und Weise“. Und selbst wenn es oft nach Entertainment aussehe, das Präsidentendasein sei keine Reality-Show.
#netbeat_reloaded: Was sonst diese Woche noch los war
Auf Youtube abhängen, aber mal anders: Incognitube zeigt euch die am wenigsten gesehenen Videos der Plattform. Zwischen 0-70 Aufrufe haben die meisten Beiträge. Ist auch klar: Im Juli 2o15 wurden pro Minute 400h Videomaterial auf die Plattform hochgeladen – das kann man ja nicht alles sehen. Jetzt gilt es aber aus dem Bodensatz der Bewegtbildproduktion die ungesehenen Rohdiamanten zu bergen. TH
Menschen unter Wasser. James deCaires Taylor macht besondere Skulpturen. Diese stehen nämlich nicht wie gewohnt in der Fußgängerzone, sondern werden unter Wasser aufgestellt. Die jüngsten Werke wurden Anfang Februar im ersten europäischen Unterwassermuseum vor Lanzarote versenkt. In 14 Meter Tiefe ist dort „The Raft of Lampedusa“ zu sehen, eine an das „Das Floss der Medusa“ angelehnte Werkgruppe, die unter anderem Flüchtlinge auf einem Schlauchboot zeigt. Das sorgt für ein sehr mulmiges Gefühl in der Magengegend. „The work is not intended as a tribute or memorial to the many lives lost but as a stark reminder of the collective responsibility of our now global community“ schrieb Taylor. TH
Von dort – hierher. Hingehen! Die Rathaus-Galerie Reinickendorf präsentiert vom 1. März bis zum 15. Juli 2016 eine umfangreiche Sonderausstellung mit 51 Werken von Rainer Bonar (1956 – 1996). Geprägt von der eigenen Verfolgung durch die Stasi in der DDR und seiner eingeschränkten künstlerischen Freiheit, setzte Bonar sich in seinem Werk offensiv mit der geteilten Stadt, der Mauer und der SED-Diktatur auseinander. Wild war er – jubelte der SED ein Biermann-Porträt als toten Soldaten der Revolution und ein „sozialistisches Stillleben“ mit Hammer, blutiger Sichel und toter Friedenstaube unter. Auch spannend – die Mauerbilder: hier. DW
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