Die vierte Folge Auf Klo ist online, wir drehen, schneiden, animieren und recherchieren weiter. Die ersten Wochen mit ‘Auf Klo’, unserem Format für funk (das junge Angebot von ARD und ZDF), sind fast ohne Atempause verlaufen. Eine wöchentlich erscheinende Webserie zu produzieren, ist viel Aufwand und viel Arbeit, macht aber auch unglaublich viel Spaß. Permanent ein bisschen Ausnahmezustand und immer wieder Überraschungen – positive wie negative. Es wird also Zeit, sich doch mal eine kurze Atempause zu gönnen und zurück zu blicken, was bisher geschah. Von Annika Hüttmann
Good news
Um das mal vorweg zu nehmen: Wir sind wahnsinnig stolz auf dieses Format. Coole, inspirierende Frauen einladen, mit ihnen über diverse Themen sprechen (natürlich auch mal alberene Challenges machen) und jungen Mädchen eine Alternative zu den ewigen Schminktutorials und Stereotypen anbieten, ist in der Praxis noch viel besser als in der Theorie. Und natürlich war uns bewusst, dass unsere erste Folge nicht perfekt sein würde. Umso mehr haben wir uns gefreut, neben positivem Feedback auch konstruktive Kritik und Verbesserungsvorschläge in unserer Kommentarspalte zu lesen. Aber leider hat es nur ein paar Stunden gedauert, bis der Großteil der Kommentare vor allem aus einem bestand: Hass – In all seinen wunderschönen Farben und Formen.
“‘Wer so ein mutiges Format hat, muss gerade am Anfang mit Hate rechnen”’ (Kommentar auf Youtube)
Haben wir auch. Dass es es Kommentare wie “Warum muss ich so einen Mist mit meinen GEZ-Gebühren bezahlen??” oder in der extremeren Form: “Eine Schande, dass dieser degenerierte Abfall aus unserem Rundfunkbeitrag finanziert wird.” geben würde, war uns klar. Und Feminismus zieht Trolle an wie kaum ein anderes Thema –, gerade wenn es wie in der ersten Folge um Fat Activism und Body Positivity geht. Und wenn der Gast dann auch noch iranische Eltern hat, sich weder als Mann noch als Frau definiert und politisch eher links einordnet, dann muss man sich doch eigentlich nicht wundern, oder?
Wundern nicht, nein.
Aber es auch nicht unbedingt akzeptieren. Die schlimmsten Kommentare (also die mit Gaskammern und Morddrohungen) haben wir gelöscht und gemeldet..
Mit dem latent oder auch offen rassistischen, menschen- und frauenverachtenden, beleidigenden und vor Verschwörungstheorien strotzenden Rest aber müssen wir irgendwie umgehen. Was zwischendurch sehr witzig sein kann, aber auch frustrierend, da das Ziel vieler dieser Kommentare keine Diskussion ist, sondern sie mit der Absicht geschrieben werden, abzuschrecken, zu stören und plump zu beleidigen. Sie sind Teil eines teilweise organisierten Kampfes gegen irgendwas. Gegen irgendeine gefühlte Bedrohung. Den möglichen Verlust von Privilegien. Oder einfach nur ein Mittel gegen Langeweile und ein Ausdruck von Frustration.
Hate Speech ist nichts neues. Neu für uns ist, dass wir uns tatsächlich damit auseinander setzen müssen. Und auch möchten. Denn wenn Hasskommentare unkommentiert bleiben, wird das von den Urhebern, den Trollen und Hatern, wohl schnell als allgemeine Zustimmung gelesen. Und während wir über solche Kommentare lachen, haben sie möglicherweise einen völlig anderen Effekt auf eine 14 Jährige, die sich einfach nur unsere Folge angucken wollte. Vielleicht auch nicht, da diese 14 Jährige wahrscheinlich an solche Kommentare gewöhnt ist und sie für relativ normal hält. Es bleibt weiter zu hoffen, dass es sich irgendwann ändern wird, dass Hass und Beleidigungen irgendwie zum Internet dazu gehören.
Für uns bedeuten diese Hasskommentare zumindest, dass wir uns darin bestärkt fühlen, Auf Klo weiter zu machen. Und dass wir genauso weitermachen werden. Eine Folge zum Thema Hass haben wir natürlich auch gedreht. Und sind gespannt auf die Kommentare…
Alles zu Aufklo:
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