CC by Doug Beckers: http://bit.ly/2n52AWk

Ok. Fake-News gibt es. Sie sind verbreitet. Sie mischen mit in der Politik. Sie verändern vielleicht sogar Wahlergebnisse. Und sie verändern den Arbeitsalltag der Redakteur_innen. Denn mit einmal müssen sich Journalist_innen, Redakteur_innen und alle weiteren Schreiberlinge fragen: Sind wir jetzt in der Verantwortung? Müssen wir gegen Fake-News kämpfen? Die große Revolution herbeiführen? Von Lena Schmidt

Vielleicht.

Vielleicht ist auch die Angst vor Fake-News größer als das eigentliche Problem. Wie André Wolf von Mimikama.at auf der Social Media Week in Hamburg erklärte.

Vielleicht ist die Aufgabe aber vor allem das Vertrauen der Leserinnen und Leser zurückzugewinnen. Sie bei der Hand zu nehmen. Ihnen zu zeigen, dass es einen Unterschied gibt zwischen Fake und Wahrheit. Zwischen Clickbaiting und guten Inhalten.

Und wie? Dafür gibt es viele Wege. Fangen wir also mit einer Weggabelung an. Dem Alexanderplatz der Fake-News-Wege sozusagen. Auf Facebook.

Wie wir das Vertrauen mit Facebook-Posts zurückgewinnen können:

Schritt 1: Nehmt eure Zielgruppe ernst

Warum posten wir unsere Artikel auf Facebook? Weil Kommunikationstrategen uns eingebläut haben, dass wir hier unsere Zielgruppe finden.

Das stimmt soweit. Solange wir uns nicht an die U-25-Jährigen richten. Die gibt es hier nicht mehr. Seit Mama vor zwei Jahren begonnen hat ihre Ayurveda-Zitate in die Timelines zu spülen ist Facebook offiziell tot. Also fast. Also alt (JIM Studie 2016).

Die sogenannten Millennials finden wir auf YouTube, Instagram und, falls es dieses Jahr überleben sollte, eventuell noch auf Snapchat. Wissen wir.
Also hören wir auf bemüht jung und hip zu sein. Lasst uns wieder seriöser werden. Unsere Zielgruppe ernst nehmen. Ihre Sprache sprechen. Nicht indem wir ein lustiges Meme nach dem nächsten posten. Das auch. Facebook darf Spaß machen. Aber vor allem indem wir kluge, gut recherchierte Inhalte teilen, die unsere Zielgruppe wirklich interessieren.
Geht raus, sprecht mit euren Leserinnen und Lesern, recherchiert, probiert aus. Gemeinsam. Es wird sich auszahlen.

Schritt 2: Wählt eine seriöse Überschrift

Laut Studien lesen viele Internetnutzer nur noch die Überschrift.
Deshalb haben wir gelernt: Die Überschrift muss etwas her machen. Aufmerksamkeitsstark sein. Gar reißerisch?

Nein, muss sie nicht. Denn erstens stellt sich ein Gewöhnungseffekt der User ein. Nach dem Motto: Immer höher, weiter, schneller.
Und zweitens liegt hier der Kern des Übels: Wie sollen die User erkennen, was seriös und was, sorry für den Ausdruck, Bullshit ist, wenn alle Posts gleich aussehen?

Deshalb formuliert Überschriften prägnant statt schwammig. Versprecht weiterhin Checklisten und Step by Step Anleitungen. Das macht es den Leserinnen und Lesern leichter zu abstrahieren was sie zu erwarten haben.
Aber geht vorsichtig um mit Emotionen. Vermeidet Superlative, Cliffhanger und unrealistische Adjektive. Oder habt ihr wirklich ganz sicher „magische“, „unglaubliche“, „erstaunliche“ und „absolut verblüffende“ Infos zu liefern? Ja? Dann vertraut auf den Inhalt und spart euch diese Bezeichnungen in der Headline.

Schritt 3: Haltet, was ihr versprecht

Eine seriöse Überschrift ist das eine. Im Artikel auch wirklich zu halten, was die Überschrift verspricht, das andere. Doch gerade dies ist essentiell. Und hebt uns ab von Clickbait und Fake News.

Hinterfragt euch immer wieder ob die Leserinnen und Leser in eurem Artikel wirklich die Antworten finden, die im Facebook-Post versprochen werden.

Schritt 4: Achtet auf Transparenz

Der wohl wichtigste Schritt sich als seriöser Schreiberling zu beweisen, ist die Offenlegung der Quellen. Wenn ihr etwas behauptet, dann schadet es nicht, dies auch mit einer Quelle zu belegen.

Und, ein kleiner aber feiner Punkt: Gebt euren Artikeln ein Datum. So hebt ihr euch nicht nur ab von potentiellen Fake News, die ungern mit Datum arbeiten, sondern verhindert auch, dass der eigene Artikel zu einem späteren Zeitpunkt aus dem Kontext gerissen und neu herumgereicht wird.

Schritt 5: Hört auf mit der ewigen Schlacht um Reichweite

Wer jetzt innerlich um seine wöchentlichen Statistiken weint, hat mein vollstes Verständnis. Schließlich ist dies die Währung von Social-Media-Redakteur_innen. Aber: Das Bemühen um Reichweite ist Grundlage des Vertrauensverlusts.
Deshalb sollten wir uns davon freimachen. So gut es geht.

Außerdem: Wenn ihr wirklich richtig Reichweite erzielen wollt, dann schreibt euren nächsten Artikel über „Traktorporno“ oder „Schlachthofsplatter“. Denn dies, so Kommunikationswissenschaftlerin Prof. Dr. Katharina Kleinen von Königslöw auf der #SMWHH, sind die wahren Hit-Themen auf Facebook.

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