Menschenrechtsaktivist*in ist ein großes Wort. Dabei können wir alle die Würde des Menschen schützen, im Kleinen, jeden Tag. Wir haben Menschen besucht, die zeigen, wie das aussehen kann.
Es ist 2018 und unsere Menschenrechte sind 70 Jahre alt. Ich wage zu behaupten: Wir denken selten über sie nach – bis sie verletzt werden. Zu sehr nehmen wir sie als selbstverständlich hin. Am 10. Dezember 1948 einigten sich die Vereinten Nationen auf Rechte, die für jeden Menschen gelten sollten. Das Ziel: Gräueltaten, wie im Zweiten Weltkrieg begangen, zukünftig verhindern.
Doch auch 70 Jahre nach dieser Erklärung können wir kaum über Menschenrechte sprechen ohne ihre Verletzung zu erwähnen. Denn die Wahrheit ist: In mehr als 50 Ländern sind Menschenrechte täglich bedroht oder werden brutal missachtet. Das zeigt der UN-Jahresbericht zur weltweiten Lage der Menschenrechte jedes Jahr aufs Neue, auch 2018. Jeden Tag werden Menschen ausgebeutet, diskriminiert, verfolgt, bedroht und schlimmeres. Mal ist es eine Einzelperson, mal Gruppen oder Unternehmen und manchmal ganze Staaten, die sich schuldig machen. Und ja, auch Deutschland könnte besser dastehen.
Menschenrechte schützen, damit sie unantastbar bleiben
Zum 70. Jubiläum der Menschenrechtserklärung haben wir nach Menschen gesucht, die sich jeden Tag für die Rechte anderer stark machen. Wir haben vor allem nach jenen gesucht, die sich nicht als klassische Aktivist*innen bezeichnen würden – und trotzdem aktiv sind. Und wir haben sie gefunden:
So wie Mehrdad Sepehri Fard, der im Iran geboren ist und sein Heimatland in den 90ern verlassen musste, weil er als konvertierter Christ zur Todesstrafe verurteilt wurde. Seither setzt er sich für Religionsfreiheit ein. Von Deutschland aus betreut er konvertierte Christ*innen im Iran, die ihren Glauben verheimlichen – aus Angst vor Verfolgung oder Verurteilung. Einmal die Woche bietet er virtuelle Gottesdienste an, bei denen sich Interessierte über ihren Glauben austauschen können.
Auch Stefanie Hilt wollte irgendwann nicht mehr tatenlos bleiben. Immer häufiger sah sie Bilder von erschöpften oder ertrunkenen Menschen, die an Europas Mittelmeerstrände gespült wurden. 2015 begann sie sich bei Sea-Watch zu engagieren. Bis heute hilft sie im Büro, plant Veranstaltungen, packt Pakete, fährt auch mit auf See – und das alles ehrenamtlich.
Sein Engagement für Menschenrechte ist vielleicht erst auf den zweiten Blick erkennbar. Stefan Staender arbeitet an einer Berufsschule. Für ihn ist Lehrer sein mehr als nur ein Beruf, es ist seine Passion. Der Zugang zu Bildung ist für ihn ein Menschenrecht, das er besonders schützen will. Jeden Tag versucht er individuell auf seine Schüler*innen einzugehen und ihnen Lernchancen zu ermöglichen.
Keine*r von diesen Menschen würde sich als Menschenrechtsaktivist*in bezeichnen und doch setzen sie sich jeden Tag dafür ein, dass die Rechte anderer Menschen gewahrt und gestärkt werden.
Weitere Protagonist*innen der Kampagne #frei&gleich findest du hier.
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