#netbeat 12/17: Augmented Reality

Unser #netbeat. Ein kurzer Wochenrückblick der KOOPERATIVE BERLIN über Trends und Facts aus Netzpolitik, Medien, digitaler Bildung, Politik und Zeitgeschichte. Kuratiert von uns für euch. Diese Woche werfen wir einen Blick in die Augmented Reality. 

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Raus aus der Komfortzone!

Der Hype um das Augmented Reality Spiel Pokémon Go hat glücklicherweise den Winter nicht überlebt. Dieser Sommer gehört – ganz analog – den Fidget Spinnern. Dafür versuchen derzeit die großen Technologiekonzerne ihre Augmented-/Mixed- und Virtual- Reality Visionen prominent in den Medien zu platzieren. Der Trend ist nicht neu, aber mit dem neuen iPad, billiger werdenden VR-Brillen und Erfolgsgeschichten à la Pokémon Go dafür plötzlich realer. Es liegt also etwas in der Luft. Oder zumindest sieht es so aus, als würde etwas in der Luft schweben.

Der Kampf um die Normen und Grenzen dieser Technologien wird schon längst geschlagen sein, bevor entschieden ist, ob Apple, Microsoft, Google oder Facebook die Hoheit um unser Realitätsmanagement gewinnt. Wenn die erweiterte Realität fest angedockt an unser Sichtfeld in der Fußgängerzone auftaucht, werden wir uns nur noch über Regeln und modische Fragen streiten können.

Als man vor ein paar Jahren Träger von Googles AR-Brille als Glassholes beschimpfte, wurde abermals deutlich: Eine Technologie, der man von außen nicht ansehen kann, wie aufregend sie ist, hat es schwer einen Vertrauensvorschuss zu bekommen. Besonders wenn sie mit einer durchgängig aktivierten Kamera daher kommt. Snapchats Spectacles werden deshalb ähnlich misstrauisch beäugt.

Ich glaube deshalb, dass der uns bevorstehende Wandel ausnahmsweise nicht über die Hipster und Early Adopter in unseren Alltag treten wird, sondern an den Orten und in den Kontexten, die eh schon unser Vertrauen genießen. Es beginnt gerade am Arbeitsplatz, beim Arztbesuch, in Spielen, mit interaktiven Bauanleitungen und natürlich in der Pornografie. Spätestens beim nächsten Pokemon wird dann alles ganz schnell gehen. Wie mit den Selfie Sticks. An einem Tag werden wir die ersten AR-Brillen im Supermarkt belächeln und am anderen haben wir selber eine auf.

Kommentiert von Freerk Sitter.

AR-Brillen: Arbeiten mit Realitätsstütze

Als Google 2012 seine AR-Brille Glass vorstellte, wurde schnell klar, dass die Technologie noch nicht bereit war für unsere verwirrende Welt.
Und wir noch nicht bereit dafür eine Kamera im Gesicht zu tragen. Also zog man sich in die durchorganisierten Räume der Fertigungsstraßen und Logistikzentren zurück. Um ungestört von Modeblogger_innen weiter an der Vision einer „assistierten Realität“ zu schrauben.

Immer alle relevanten Informationen im Sichtfeld zu haben ohne dabei den Blick abwenden zu müssen. Klingt verlockend. Durchoptimierte Arbeiter_innen sind aber potenziell ebenfalls durchgängig überwacht. Solche kritischen Anmerkungen fehlen im Artikel von Steven Levy leider und lassen ihn zwischendurch zum Werbetext für Google werden. Trotzdem eine Leseempfehlung.

Zum Artikel: https://www.wired.com/story/google-glass-2-is-here (WIRED)

Zwei AR-Kurzfilme

Im Kurzfilm Strange Beasts (2017) wirft Magali Barbé einen Blick in eine Zukunft, die wahrscheinlich viel näher ist, als man es wahr haben möchte. Was als Werbevideo für ein Augmented Reality Spiel beginnt, nimmt plötzlich eine unheimliche Wendung. Und fragt nach den Grenzen dessen, was wir simulieren können und wollen.

In HYPER-REALITY (2016) gibt es von der virtuell ergänzten Realität schon kein entkommen mehr. Keiichi Matsuda entwirft in seinem Film eine bunte, werbeverseuchte Zukunft, die einen zur Teilhabe am Konsumzirkus zwingt. Über das Ende lässt sich streiten.

Zwei nachdenkliche und absolut sehenswerte Visionen der Welt von Morgen.

Außerdem lesenswert:

A Sociology of the Smartphone (Longreads)
Die Crowd soll Googles Geheimnis lüften (Golem)
Text for Happiness. Or Sadness. Get Art Back. (New York Times)

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