Dienstfahrrad. Druckerpapier. Denkweisen ändern. Was bedeutet Nachhaltigkeit für mich im beruflichen Kontext?

Das Thema mobilisiert Menschen; es wird viel darüber gesprochen, wie das Klima auch im Arbeitskontext mitgedacht und CO2 gespart werden kann; nachhaltige Arbeitgeber*innen sind attraktiv.

Im Rahmen unserer MeetUp-Reihe #Wissenteilen haben wir uns gemeinsam mit anderen Themeninteressierten und -begeisterten einen Abend Zeit genommen, um noch ein bisschen mehr über ökologische Nachhaltigkeit in der Arbeitswelt zu sprechen und verschiedene Aspekte des Themas genauer unter die Lupe zu nehmen.

Dabei kamen unter anderem folgende Fragen auf: Was machen wir bereits? Was würden wir gerne machen? Und wovon haben wir vielleicht auch noch gar keine Ahnung?
Wir stehen noch am Anfang unseres Wegs zu einer klimaneutrale(re)n Firma: Wir reden darüber und schmieden Pläne, u.a. in einem Circle*; wir nutzen ausschließlich Glasflaschen und sprudeln selbst; über die Firma kann ein Dienstfahrrad finanziert werden; wir beziehen Öko-Strom; wir trennen Müll; in den Pausen nutzen wir wiederverwendbare Metallbehältnisse für unser mobiles Mittagessen; wir kochen einmal die Woche gemeinsam – bio, vegetarisch und häufig regional; unser Kaffee ist fair und die (Hafer-)Milch bio; wir fliegen so gut wie gar nicht (unsere Terminlage ist hier aber auch dankbar) und für Transporte innerhalb der Stadt nutzen wir unser firmeneigenes Lastenrad.

Das alles machen wir gerne, dennoch sind wir uns schnell einig, dass es eine Vielzahl an Ausreden gibt, die zumindest teilweise im beruflichen Kontext noch mehr greifen als im Privaten:

• für Klimaschutz bei der Arbeit hab’ ich keine Zeit!
• Klimaschutz heißt verzichten.
• Nachhaltige Entscheidungen sind oftmals Notlösungen.
Das heißt, manchmal landet der Papiermüll doch im Eimer für Plastik – der stand eben näher am Schreibtisch – ausnahmsweise. Der Deckel für das wiederverwendbare Essen2Go ist nicht sofort aufzufinden, egal dann nehm’ ich heute nochmal die Plastikverpackung beim Vietnamesen – ausnahmsweise. Das Meeting in Frankfurt, ich will doch abends noch zum Geburtstag, diesmal nehm’ ich den Flieger – ausnahmsweise.

Die Erfahrungen der Gesprächsrunde haben gezeigt: Es macht absolut Sinn eine*n Verantwortliche*n zu benennen und es ist Gold wert, die Geschäftsführung im Boot zu haben. Gleichzeitig sollte jede*r bei sich selbst anfangen und die kleinen Ausnahmen aus dem Alltag streichen und vor allem nicht zur Gewohnheit werden lassen. Wir alle wissen, ein Problembewusstsein geht nicht automatisch mit einer Handlungsbereitschaft einher. Für die Praxis heißt das, wer bei der Arbeit Klimathemen angehen möchte, muss sensibel sein, denn der Ton macht die Musik. Statt von Verzicht zu sprechen, sollte von Umstellung die Rede sein.

Schritt für Schritt

Wo fängt mensch am besten an? Grundsätzlich gibt es viele Möglichkeiten loszulegen: Zimmerweise, themenweise oder einfach spontan, wo im Team etwas auffällt. Schaut euch zum Beispiel den Energieverbrauch der Firma/Organisation an und prüft, ob ihr noch im grünen Bereich liegt. Überlegt, wie das Radfahren zur Arbeit wieder attraktiver werden kann (sichere Fahrradstellplätze, einmal im Monat ein Reparaturservice für alle Räder des Teams). Wo entsteht besonders viel Müll, wo wird besonders viel Papier verbraucht? All das sind Fragen, denen eine Firma nachgehen kann.

Klebezettel und Kugelschreiber

Bringt das alles was oder ist es reine Zeitverschwendung, mit einer Lupe die Prozesse der Firma zu durchleuchten und Prozesse neu zu denken? Sollte meine Firma stattdessen gleich ein ganzes Moor kaufen um klimaneutral agieren zu können und das Gewissen zu bereinigen? Wir stehen noch am Anfang der Beantwortung dieser großen Frage, denken jedoch, dass viele kleine Handlungen in jedem Fall dazu beitragen, dass Menschen umdenken und Dinge hinterfragen. Die Arbeit ist ein guter Ort, dieses Thema anzugehen und auszuprobieren, was sich in den Alltag integrieren lässt. Ohne Zwang, am besten mit Spaß – z.B. als Fahrrad-km-Challenge*.
Was wir schon heute wissen: Klimaschutz ist facettenreich, emotional und sollte nicht zu kurz gedacht werden! Was bringt die akribische Mülltrennung, wenn am Ende alles in einem Eimer landet. Was bringt der Verzicht auf PostIts, wenn dadurch keine nachhaltigen Ideen wachsen können. Es gilt: Nicht immer liegt im Naheliegenden der größte Effekt. Beim Energie-, Papier- und Material-Sparen sollte daher auch mal um die Ecke (und in Kreisläufen) gedacht werden.

Was sind unsere Vorsätze?

Wir nutzen die viele Ideen aus dem MeetUp und nehmen uns für die Zukunft auch einiges vor:

• wir wollen gewisse Themen weiter erforschen: Welche politischen Hürden gibt es bei der Anschaffung eines gebrauchten Dienstwagens und warum? Wieso darf meine Firma nichts verschenken – bspw. alte Möbel, wenn diese nicht mehr verbraucht werden?
• wir wollen bei Lebensmitteln, Materialien und Verpackungen noch weiter reduzieren
• wenn möglich, möchten wir auf gebrauchte Technik und nachhaltige Software zurückgreifen
• um noch besser in Kreisläufen zu denken, wollen wir auch unsere Zuliefer*innen und Anbieter*innen vertieft prüfen und ggf. wechseln. (z.B. auch die Bank)
• wir möchten noch mehr an Klimastreiks teilnehmen
• wir haben immer im Hinterkopf: Kompensation sollte immer nur der letzte Schritt sein
• wir bleiben neugierig und probieren klimafreundliche Umstellungen aus – auch wenn es zwischendurch mal unbequem wird. Manchmal heißt das auch, nicht mehr so wählerisch zu sein Du willst dich mit uns austauschen? Die MeetUp-Reihe #Wissenteilen geht im nächsten Jahr weiter.
Du hast einen Themenwunsch? Dann schreib eine Mail an hanna@kooperative-berlin.de.

Autorin: Hanna Lückmann *1 Circle: Kleiner Arbeitskreis, der sich zu unterschiedlichen Themen regelmäßig trifft. Das Ziel dabei: Agilität, Innovation und Zusammenarbeit zu fördern.
*2 Mit neun Radelnden aus der KOOPERATIVE haben wir vom 2. – 22. Juni 2019 fast 3.300 km mit dem Fahrrad zurückgelegt und damit 465 kg CO2 gespart.

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